Doppelbildnis des Berthold IV. Tucher (1424–1494) und seiner Frau Anna, geb. Mendel (1434–1472)

Museum Tucherschloss und Hirsvogelsaal

Beschreibung

Das Doppelporträt von Berthold IV. Tucher und Anna Mendel gab deren Enkel Lazarus I. (1491–1563) um 1550 als eine Kopie des heute verlorenen Hochzeitsbildes von 1452 in Auftrag. Die seine Großeltern zeigende Gemäldekopie gehört – wie auch ein nachgemaltes Doppelporträt der Eltern – zu einer Reihe von Verlobungs- und Ehebildnissen, die Mitglieder der jüngeren Tucher-Linie seit Mitte des 15. Jahrhunderts von sich anfertigen ließen. Diese Porträts waren Teil einer bildlichen Familiengenealogie und dienten den Nachkommen zur „Memoria“ (Erinnerung). Das Paar hat der Kopist vermutlich getreu nach dem Original wiedergegeben: Berthold reicht seiner Braut den Hochzeitsring, den „Mahelfingerlin“. Er hat schulterlange Locken und trägt ein Barrett, ein pelzbesetztes Übergewand mit geschnürten Ärmlingen und einen Kurzumhang. Auch Annas mit einem goldenen Gürtel tailliertes Kleid und das um Kopf und Kinn geschlungene Gebende sind typisch für die Mode des Spätmittelalters. Dagegen stimmen die Architektur und der Ausblick in eine Flusslandschaft sicher nicht mit dem Original überein: Beides wurde in der Kopie dem Zeitgeschmack angepasst. Berthold IV. Tucher war ein Bruder des Stadtbaumeisters Endres II. (1423–1507) und des „Jerusalemfahrers“ Hans VI. (1428–1491). Mit der Patriziertochter Anna Mendel zeugte er 15 Kinder, von denen 11 erwachsen wurden. Entgegen der in der Inschrift genannten Lebensdaten starb Anna 1472 mit 38 Jahren bei der Geburt ihres 15. Kindes.

Autor

Ulrike Berninger