Wohnraum mit Wandvertäfelung und Kachelofen im 1. Obergeschoss des Tucherschlosses

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Wie in Nürnberger Patrizierhäusern üblich, befanden sich auch im Tucherschloss die Privaträume der Familie im 1. Obergeschoss: Wohnstuben, Kammern und Küche. Bis zur Kriegszerstörung im Januar 1945 schmückte eine zimmerhohe Holzvertäfelung aus der Erbauungszeit des Schlosses die Nordwand der großen Wohnstube auf der Südseite des Gebäudes. Die kunstvolle Schreinerarbeit war oberhalb der Türe in zwei Zonen mit aufgemalten Sinnsprüchen und allegorischen figürlichen Szenen dekoriert. Noch um 1935 war der Raum im Geschmack des späten 19. Jahrhunderts mit einem Mix aus historischem und historistischem Mobiliar behaglich eingerichtet. Dieses stammte zumindest teilweise aus der Sammlung des Diplomaten Heinrich von Tucher (1853–1925). Nach seiner Dienstzeit im Ausland hatte er ab 1919 das Familienanwesen in Nürnberg zur Wohndependance erkoren. Die Cassapanca, eine norditalienische Truhenbank der Renaissance, und der neogotische, in die Wandvertäfelung integrierte Truhenschrank haben sich bis heute erhalten. Der auf Löwenfüßen stehende Kachelofen war eine Nachbildung nach dem 16. Jahrhundert aus der „Papiermachéfiguren und Thonwarenhandlung“ Christian Wilhelm Fleischmanns, die von 1829 bis 1897 in den Nebengebäuden des Anwesens untergebracht war. Alle festen Inneneinbauten fielen dem Bombenbrand zum Opfer: Balkendecke, Fußboden, Türumrahmungen und Wandvertäfelung – ausnahmslos aus Holz – brannten lichterloh. Mit ihnen versank auch der große Kachelofen in Schutt und Asche.

Autor

Ulrike Berninger