Portal aus der Wandvertäfelung des Festsaals im 2. Obergeschoss des Tucherschlosses

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Bis zum 2. Januar 1945 besaß der größte Raum des Tucherschlosses, der repräsentative „Festsaal“ im 2. Obergeschoss, eine umlaufende Wandvertäfelung aus Holz. Diese diente nicht nur der zusätzlichen Wärmeisolierung des durch einen großen Steinkamin beheizbaren Raumes, sondern war auch „modische“ Dekoration. Denn obwohl schlicht gehalten, wies sie – im Sinne der Renaissance – aus der antiken Baukunst übernommene Architekturelemente wie ein abschließendes Gebälk mit Eierstab und Perlschnur auf. Die architektonisch gerahmte Zimmertüre war an der Südwand des Saals in die Wandvertäfelung integriert. Ein als Inschriftentafel gestalteter Architrav mit bekrönendem Giebel verlieh ihr die Anmutung eines Portals. Im Giebelfeld zeigte ein Relief die von Greifen gehaltene Helmzier des großen Tucher-Wappens. Zentral prunkte das Tucher-Wappen mit dem sogenannten Mohren in einem Rundmedaillon aus Lorbeerblättern. Eine kunstvoll geschnitzte Inschrift gab Auskunft über Baubeginn und -ende des Schlosses: „Angefangen/ Anno 1533.“ und „Gemacht/ 1544.“ Die beim Bombenangriff zerstörte Wandvertäfelung gilt noch heute als „Meisterwerk der Nürnberger Frührenaissance“. Bis ins Jahr 2002 schrieb die kunsthistorische Fach- und die Reiseliteratur des 20. Jahrhunderts sie dem bedeutenden Dürer-Zeitgenossen Peter Flötner zu. Stichhaltige Argumente, eine Signatur oder Quellenfunde für diese Autorschaft fehlen jedoch bislang gänzlich.

Autor

Ulrike Berninger