Das Tucherschloss im Wiederaufbau, über die „Sebalder Steppe“ hinweg von Süden gesehen

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Mit der Rekonstruktion des Tucher’schen Anwesens in der Hirschelgasse wurde relativ spät – knapp zwanzig Jahre nach Kriegsende ab 1963/64 – begonnen. Ende Februar 1967 waren die Dächer des Hauptgebäudes samt Treppenturm sowie des südwestlichen Nebentrakts gedeckt, der Dachstuhl des südöstlichen Nebengebäudes hatte gerade Richtfest gefeiert. Bereits Mitte der Sechzigerjahre war das Vorgehen bei diesem privaten Wiederaufbauprojekt ungewöhnlich: Um einen authentischen Vorkriegszustand hatte man sich in Nürnberg fast ausschließlich in den ersten Wiederaufbaujahren bemüht. Seit den 1950er Jahren strebten die Architekten verstärkt danach, bei der Rekonstruktion historischer Gebäude auch die eigene „moderne“ Stilsprache sichtbar werden zu lassen. Dagegen achtete Hans Christoph von Tucher als umsichtiger Bauherr bei den finalen Plänen der Architekten Fritz und Walter Mayer penibel darauf, dass die Außenansicht des Schlösschens – ausgenommen die Nebengebäude – den Proportionen des auf Zeichnungen und Fotografien überlieferten historischen Baus angeglichen wurde. Im Inneren des Haupthauses sollten Geschoss- und Raumaufteilungen möglichst der ursprünglichen Disposition entsprechen. Zudem wurde alle verfügbare, aus den Trümmerbergen gerettete historische Bausubstanz verwendet. So konnte in der Sebalder Altstadt bis 1968 ein stilgerecht rekonstruiertes architektonisches Kleinod wiederentstehen – für die Nürnberger Nachkriegszeit eine rare Ausnahme und ein absoluter Glücksfall!

Autor

Ulrike Berninger