Paul IV. Tucher und Ursula Scheurl, Miniatur im Großen Tucherbuch, 1590–1606

Stadtarchiv Nürnberg

Beschreibung

Paul IV. (1524–1603) war der älteste Sohn des Patriziers und höchsten Amtsträgers der Reichsstadt Nürnberg, des Losungers Linhart II. Tucher und seiner Frau Katharina Nützel. Mit 14 Jahren wurde Paul zur kaufmännischen Ausbildung nach Lyon geschickt. 1542–1547 studierte er in Wittenberg und hatte Umgang mit Luther und Melanchthon, wurde aber vom Vater nach Lyon zurückgerufen. 1549 heiratete Paul IV. Ursula Scheurl, die Tochter des verstorbenen Montanunternehmers Albrecht Scheurl, wobei die mit der Reformation abgeschaffte Sitte des Geschlechtertanzes auf dem Rathaus noch einmal auflebte. Eine Beschreibung der Hochzeit durch seinen Vater Linhart ist im Stadtarchiv Nürnberg erhalten. Mit Ursula zeugte Paul 18 Kinder, von denen vier das Erwachsenenalter erreichten. Auf eine Ratskarriere verzichtete er, sondern leitete schon zu Lebzeiten seines Vaters meist von Lyon, seit 1568 mit seinen Brüdern Herdegen IV. und Gabriel II. von Nürnberg aus die Tucherische Handelskompanie. In seine Zeit als Hauptgesellschafter fällt die Finanzierung der genealogischen Prunkhandschrift des Großen Tucherbuchs und der Kauf des Ritterguts Simmelsdorf im Auftrag der Dr. Lorenz Tucher’schen Stiftung. Paul IV. starb am 30.8.1603 und wurde zusammen mit seiner Frau in einer Gruft in der Kirche zu Wöhrd begraben, die eigens für ihn erbaut worden war. Die Miniatur Pauls IV. im Großen Tucherbuch beruht auf einem Porträt Nicolas Neufchâtels von 1564, das heute im Museum Tucherschloss aufbewahrt wird.

Autor

Horst-Dieter Beyerstedt