Beschreibung
Puppenhäuser sollten im 16. und 17. Jahrhundert Kinder und Jugendliche über den Idealzustand eines Haushalts belehren. Meist stammen sie aus dem Besitz wohlhabender Familien oder, wie in Nürnberg, oftmals aus patrizischem Besitz. Das vorliegende Puppenhaus besitzt mehrere Etagen, beginnend mit einem Keller mit Eingangstür und zwei Rundbogentüren, deren Innenseiten mit einem Stallknecht und einer Bademagd bemalt sind. Beide geben Auskunft über die Funktion der Räume. Im Erdgeschoss befindet sich ein Saal mit Wandmalereien. Für das Gastmahl diente ein Stich Johann Sadelers d.Ä (ca. 1550–1600) als Vorlage. Über der Szene mit dem Kartenspiel steht die Jahreszahl „1611“. Durch einen Bogen gelangt man in einen von Galerien umgebenen Garten mit Beeten, Spalier und Brunnen. Im Geschoss darüber finden sich eine im 18. Jahrhundert neu ausgestattete Wohnstube sowie eine Küche mit Hausrat und offenem Herd, in der Zinn- und Porzellangeschirr auf Regalen steht. Das grün gestrichene Schlafzimmer im zweiten Stock ist mit Himmelbett, einem Ofen sowie Tisch und Stühlen bestückt. Nebenan zeigt eine vertäfelte Stube unter anderem einen Wäscheschrank und ein hohes Kinderbett. Das nach oben abschließende Giebelsegment ist mit Fenstern versehen, die Sandsteinquader sind aufgemalt. Neben der Vorbereitung von Mädchen im 16. und 17. Jahrhundert auf ihre zukünftige Aufgabe, der Organisation eines großen Haushalts, vermitteln die Puppenhäuser heute auch ein Bild des häuslichen Lebens in früheren Zeiten.
Autor
Birgit Schübel