Nachlass Friedrich von Thiersch (1784-1860) - Thierschiana I

Friedrich Wilhelm Thiersch (1784–1860) war ein deutscher Philologe und Pädagoge. Nach dem Besuch der berühmten sächsischen Fürstenschule Schulpforta studierte Thiersch ab 1804 in Leipzig, Halle und Göttingen Altertumswissenschaften. Nach der Promotion war Thiersch zunächst ab Herbst 1807 als Gymnasiallehrer in Göttingen tätig. Im Anschluss an die 1808 erfolgte Habilitation für Klassische Philologie, wurde Thiersch auf Empfehlung des Philologen Friedrich Jacobs (1764-1847) nach München berufen, wo er zunächst als Professor am Wilhelmsgymnasium und ab 1811 am Lyzeum unterrichtete.

In München verwickelte sich Thiersch bereits nach kurzer Zeit in Konflikt mit seinen gymnasialen Vorgesetzten und den Kreisen um den Juristen und Bibliothekar Johann Christoph von Aretin (1772–1824). Kern dieses Disputs war die vermehrte Berufung norddeutscher Gelehrter und Künstler durch bayerische Könige nach Süddeutschland im 19. Jahrhundert. Der Konflikt Thierschs mit Aretin und Bernhard Joseph Docen (1782–1828) mündete in eine literarische Fehde, die über weite Strecken in der Oberdeutschen Allgemeinen Literaturzeitung ausgetragen wurde, bis ein königliches Reskript weitere Artikel über dieses Thema verbot. Den Höhepunkt des Konflikts markierte am 28. Februar 1811 ein Mordanschlag auf Thiersch.

Das von Thiersch 1812 nach Göttinger Vorbild gegründete philologische Seminar, das zunächst mit dem Lyzeum, dann mit der Akademie und schließlich 1826 mit der Universität verbunden wurde, trug ihm schließlich den Ruhmestitel eines Praeceptor Bavariae ("Lehrer Bayerns") ein. 1826 wurde er Ordinarius für Philologie an der Universität München. Besonderen Einfluss auf die bayerische Schulpolitik gewann Thiersch nach der Thronbesteigung Ludwigs I. – fortan prägt er die Ausbildung der Gymnasiallehrer in Bayern sowie das Schul- und Universitätswesen in seiner neuhumanistischen Orientierung. Von 1848 bis zwei Jahre vor seinem Tod war Thiersch Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Der Nachlass umfasst biografische Dokumente Thierschs sowie seine umfangreiche Korrespondenz (u. a. mit August Boeckh, mit der Verleger-Familie Cotta, Maximilian I. Joseph von Bayern (1756-1825), Ludwig Fürst zu Oettingen-Wallerstein (1791-1870), August von Platen (1796-1835), Amalie von Thiersch(1794-1878)). Daneben enthält der Bestand Werk- und Vorlesungsmanuskripte sowie Kollektaneen und Personalia.

Teile des Nachlasses wurden für bavarikon digitalisiert und sind hier zugänglich:

>> Dieser Nachlass gehört zur Sammlung "Nachlässe" aus dem Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek.