Das hallstattzeitliche Hügelgräberfeld von Schirndorf, Lkr. Regensburg, Oberpfalz (Ca. 8.-6. Jh. v. Chr.)

In den Jahren 1964 bis 1978 konnte mit weit über 224 Gräbern eines der umfangreichsten hallstattzeitlichen Hügelgräberfelder in Bayern vollständig ausgegraben werden. Das Gräberfeld lag in der südlichen Oberpfalz, ca. 25 km nördlich von Regensburg, 3 km nordöstlich des Zusammenflusses von Naab und Vils, in der Ortsflur Schirndorf, heute Gemeinde Kallmünz.

Im 8. Jahrhundert v. Chr., der älteren vorrömischen Eisenzeit (Hallstattzeit), wurden Verstorbene der gesellschaftlichen Elite reich mit Speisen und Getränken für das Jenseits ausgestattet. Große Geschirrsätze aus Keramik in Gräbern belegen dies. Einige der Gefäßformen, wie die sog. Stufenschalen, kennen wir nur als Beigaben in Gräbern. Sie besaßen eine spezielle Funktion im Grabritus. Die Grabgefäße sind häufig mit den zeittypischen geometrischen und linearen Mustern und Motiven verziert, die für eine bessere Farbwirkung auch noch mit einer Kalkpaste inkrustiert waren. In seltenen Fällen fanden sich auch figürliche Darstellungen wie Menschen, Pferde, Wagen, Hirsche oder Vögel, deren Symbolik schwer zu entziffern ist.

Ein ganz besonderes Motiv stellt der sog. "Leierspieler" dar. Es handelt sich um eine Figur aus Strichen und Punkten die mit beiden Händen ein stark stilisiertes Saiteninstrument hält. Aus dem Gebiet des heutigen Freistaates Bayern sind solche "Leierspieler" nur aus Schirndorf bekannt, wo sie auf fünf Gefäßen aus zwei Gräbern abgebildet sind. Der Sinngehalt dieser Zeichen und ihrer Anordnung, die für die Menschen der Hallstattzeit von erheblicher Bedeutung waren, ist heute nur noch in Ansätzen verständlich. Darstellungen von Musikanten sind aus der antiken Vasenmalerei und von Darstellungen auf zeitgleichen Bronzegefäßen aus dem Ostalpenraum bekannt. Der "Leierspieler" könnte für eine Feier, ein sog. Symposion, – möglicherweise im Rahmen eines Totengedenkens – stehen, bei der Gesänge auf einem Musikinstrument begleitet wurden. Über den Donauraum, wo "Leierspieler" ebenfalls vereinzelt auf lokal hergestellten Keramikgefäßen vorkommen, gelangte dieses Motiv bis nach Nordostbayern.

>> Diese Funde sind Teil der "Gräberfelder und Bestattungen aus Bayern" des Bestandes "Archäologische Funde" der Archäologischen Staatssammlung München.