Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Weißenburg i.Bay., Gde. Weißenburg i.Bay., Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen, Mittelfranken (600-670/680)

Das merowingerzeitliche Reihengräberfeld wurde ca. 200 m östlich der Weißenburger Stadtmauer im Zwickel zwischen Eichstätter und Niederhofener Straße entdeckt. Seit 1913 bis zuletzt 2008 wurden immer wieder Teile davon erforscht. Aufgrund dieser Untersuchungen wird die Ausdehnung des Gräberfeldes auf ca. 17.000 m² geschätzt und die Anzahl der Gräber auf ca. 1.000. Es handelt sich hierbei um eines der größten Reihengräberfelder Süddeutschlands.

Für neun Gräber konnten Kreisgräben nachgewiesen werden, welche auf kleine Erdhügel verweisen. Bei 31 weiteren Gräbern waren hölzerne Grabkammern vorhanden. Außerdem wurden bei über 20 Gräbern Särge, Totenbretter und Grababdeckungen dokumentiert. Die aufwendigeren Grabbauten scheinen eine Entwicklung der späten Friedhofsnutzung zu sein. Ein großer Teil der untersuchten Gräber war jedoch beraubt worden, wobei ärmlichere Gräber meist intakt geblieben waren.

Wie für die Zeit der Reihengräber üblich, waren auch die Verstorbenen von Weißenburg in Rückenlage, mit den Beinen im Osten und dem Kopf im Westen bestattet worden. Während der Leichnam im nördlichen Bereich der Grabgrube lag, arrangierte man Speise- und Gefäßbeigaben im südlichen Bereich. Männer sind vorwiegend mit Waffen und Waffengürteln, Frauen mit Schmuck ausgestattet. Messer, einfache Gürtelschnallen und Kämme findet man bei Männer-, Frauen- und Kinderbestattungen. Kämme als sehr typische Grabbeigabe dienten der Haarpflege. Gefäße und Hinweise auf Speisebeigaben (Tierknochen und Eierschalen) sind in Weißenburg besonders häufig.

Weitere ungewöhnliche Beigaben sind z. B. der Raubvogel auf der Brust der Toten aus Grab 48 -vielleicht ging sie mit diesem zu Lebzeiten auf die Jagd. Die beiden Tummler (rundbodige Glasbecher) aus Grab 9 und Grab 34 wurden wohl aus dem Rheinland importiert. Die Form dieser kostbaren Glasgefäße ist typisch für das 7. Jahrhundert. Auch die Holzeimer, welche durch ihre Beschläge nachweisbar sind, stellen eine Besonderheit dar, da sie üblicherweise in Gräbern des fränkischen Rheinlands zu finden sind. Vermutlich waren sie mit Bier gefüllt.

Obwohl bis jetzt vor allem Teile des Gräberfeldes aus dem 7. Jahrhundert untersucht wurden, ist zu vermuten, dass es bereits im 6. Jahrhundert eine Siedlung mit Friedhof gab. Dafür sprechen die günstige Lage und einige Funde ohne Kontext aus dem 6. Jahrhundert. Die merowingerzeitliche Siedlung ist bis heute nicht gefunden worden, wird aber im Areal der heutigen Stadt Weißenburg vermutet.

>> Diese Funde sind Teil der "Gräberfelder und Bestattungen aus Bayern" des Bestandes "Archäologische Funde" der Archäologischen Staatssammlung München.