Der neuzeitliche Friedhof auf der Insel Wörth im Staffelsee, Gde. Seehausen a.Staffelsee, Lkr. Garmisch-Partenkirchen, Oberbayern (ca. 17.-18. Jh.)

Auf der Insel Wörth im Staffelsee wurden in den Jahren 1992 bis 1997 von der Archäologischen Staatssammlung München Ausgrabungen durchgeführt. Ursprüngliches Ziel der Grabungen war die Suche nach einem Kloster des frühen Mittelalters. Hierbei wurde auch ein neuzeitlicher Friedhof entdeckt, der um 1773 aufgelassen worden ist.

Es konnten annähernd 363 Bestattungen untersucht werden, deren zeitlicher Schwerpunkt im ausgehenden 17. bis Ende des 18. Jahrhunderts liegt. 166 Bestattungen waren mit Beigaben versehen. Bei diesen Beigaben handelt es sich überwiegend um Zeugnisse des christlichen, speziell katholischen Glaubens wie Paternosterschnüre, Rosenkränze, Sterbekreuze, Breverl und Medaillons mit der Darstellung von Heiligenfiguren oder Gnadenstätten, die als Devotionalien bezeichnet werden und rein der Glaubensausübung dienten.

Totenkronen aus filigranem Kupfer- oder Silberdraht, die ein Flechtwerk aus realen Pflanzen nachahmen, sind bislang nur vereinzelt aufgefunden worden und als besonders zu werten. Im Fall der Totenkrone vom Staffelsee konnten Myrte und Rosmarin identifiziert werden, beides Gewächse, die man mit dem Totenbrauchtum in Verbindung bringen kann.

Die Sitte, Verstorbenen bei der Bestattung einen Kranz oder eine Krone aufzusetzen, lässt sich in Deutschland bis in die jüngste Vergangenheit - nämlich das 20. Jahrhundert - verfolgen. Der Träger der Krone vom Staffelsee war wahrscheinlich einer der dortigen Pfarrer im 18. Jahrhundert.

>> Diese Funde sind Teil der "Gräberfelder und Bestattungen aus Bayern" des Bestandes "Archäologische Funde" der Archäologischen Staatssammlung München.