Gräber der einheimischen Bevölkerung von Heimstetten, Gem. Kirchheim b.München, Lkr. München, Oberbayern (Mitte 1. Jh.)

Bei Bauarbeiten wurden 1972 in Heimstetten drei frührömische Körpergräber gefunden. Es handelt sich um Bestattungen von Frauen in auffallender Tracht mit breiten Gürteln, üppigen Hals- und Armringen sowie übergroßen Gewandspangen auf den Schultern. Dieses gleichförmige Ausstattungsmuster ist charakteristisch für eine Bevölkerungsgruppe zwischen Lech und Inn, die als "Heimstettener Gruppe" bezeichnet wird.

Das Phänomen der "Heimstettener Gruppe" umfasst nur wenige Jahrzehnte zwischen ca. 30 und 60 n. Chr. Die uniforme Tracht der Frauen, mit der die keltische Herkunft der Trägerinnen übertrieben stark betont wurde, ist als äußerer Ausdruck eines kulturellen Widerstandes gegen die römische Fremdherrschaft und die damit verbundenen Einflüsse auf die Lebensweise der Einheimischen zu deuten.

Trotz dieser Opposition verstand es die Lokalbevölkerung, aus den Veränderungen ihrer Zeit Profit zu ziehen. Als traditionelle Viehzüchter spezialisierten sie sich auf große Rinderschläge sowie auf die Pferdezucht. An solchen Tieren hatten die Bevölkerung der römischen Städte und das Militär großen Bedarf.

Weitere Ausgrabungen im Jahr 2000 haben im Westen von Heimstetten weitere fünf Frauen- sowie zwei Männergräber im üblichen Ausstattungsmuster erbracht. Neben dem typischen Gürtel trug beispielsweise die Verstorbene aus Grab 210 eine Kette aus Bernsteinperlen, Armringe und einen Torques. Hinweise auf Speisebeigaben lieferten nicht nur eine gegossene Kasserolle aus Bronze und eine Tonschüssel, sondern auch Knochen vom Schwein sowie Eierschalen.

>> Diese Funde sind Teil der "Gräberfelder und Bestattungen aus Bayern" des Bestandes "Archäologische Funde" der Archäologischen Staatssammlung München.