Hinweise zur Benutzung der Pfalz-Neuburgischen Landesaufnahme

Bei den frühen Werken der Landesaufnahme (Phase 1) entstand jeweils eine landtafelartige großformatige Karte pro Amtsbezirk. Als Christoph Vogel 1597 das Werk fortführte (Phase 2 und 3), praktizierte er eine mehrteilige Vorgehensweise nach dem Beispiel anderer zeitgenössischer Landesaufnahmen. Als direktes Vorbild dürfte die Pfalz-Zweibrückische Landesaufnahme von 1563 anzusehen sein. Christoph Vogel sah für jeden Amtsbezirk folgende Karten- bzw. Textelemente vor:

1. Hauptkarte ("Tabella Topographica" bzw. "Tabella Chorographica"): Pro Amtsbezirk entstand eine großformatige Hauptkarte mit einer Einteilung in Planquadrate. Vogel verwendete für die Hauptkarten einen einheitlichen Maßstab. Jede Seite eines Planquadrats seiner Hauptkarten war in 16 Stadien unterteilt. Ein Stadium entsprach 125 Doppelschritten (à 5 Schuhen). 32 Stadien (4.000 Doppelschritte) umfassten eine Meile (ca. 7.420 m). Ein Planquadrat (16 Stadien) stellte also eine viertel Quadratmeile dar, vier Planquadrate somit eine ganze Quadratmeile (ca. 55 qkm). Der Maßstab beträgt damit ca. 1:33.500.

2. Kartenlibell ("Mappa"): Zu jeder der unhandlichen, da großformatigen Hauptkarten gab es ein ergänzendes Kartenlibell, also eine Art kleinen Atlas. Diese "mappae" eigneten sich aufgrund ihres Formats sehr gut als transportables Arbeitsinstrument. Die Libelle sind folgendermaßen aufgebaut:

  • Übersichtskarte: Jedes Libell enthält eine Art grafisches Inhaltsverzeichnis, nämlich eine (um das 16-fache) verkleinerte, vereinfachte Version der großformatigen Hauptkarte. Diese Übersichtskarte zeigt die Unterteilung in Teilkarten (Blattschnitt) sowie die Reihenfolge jener Teilkarten im Libell an. Das Mittel dazu ist eine Einteilung der Übersichtskarte in Quadrate und deren entsprechende Nummerierung.
  • Teilkarten: Jede der Teilkarten umfasst vier Planquadrate (ca. eine Quadratmeile); ihr Maßstab ist identisch mit dem der Hauptkarte. Ein Planquadrat in der detailreichen Teilkarte entspricht also einem Planquadrat der großformatigen Hauptkarte (bzw. vier Planquadraten der im Libell enthaltenen Übersichtskarte). Die Anzahl der pro Libell enthaltenen Teilkarten schwankt zwischen vier (u.a. Richteramt Vohenstrauß) und 17 (Landgerichte Graisbach und Höchstädt). Matthäus Stang fügte auch die Werke Seefrieds und Rehles ins Gesamtkonzept ein: Er fertigte Nachzeichnungen in Form vergrößerter Teilblätter, die zu Kartenheften nach dem Vorbild von Vogels Kartenlibellen gebunden wurden. Auch für das "mittelfränkische" Amt Heideck stellte Stang ein solches Libell her.

3. Amtsbeschreibungen ("Topographia et Chronologia"; später: "Libellus chronologicus et topographicus)

  • Text: Die Amtsbeschreibungen beginnen mit einem alphabetischen Register der Siedlungen, Wälder und Gewässer. Diese Registereinträge jeweils mit Angabe des einschlägigen Planquadrats der korrespondierenden Karte im Kartenlibell versehen. Dann folgt eine Beschreibung der Lage und der Grenz- und Herrschaftsverhältnisse, gefolgt von teils listenförmigen Informationen über Amtspersonen und Untertanen. Auch die kirchlichen Strukturen und ihr Personal sowie die Kirchenausstattungen werden berücksichtigt. An den Randquadraten der in den Kartenlibellen enthaltenen Übersichtskarten, aber auch zum Teil (wenn der Platz es zuließ) der anderen Karten wurden jeweils die Folio-Zahlen der zugehörigen Textabschnitte angebracht.
  • Tabella analytica: Am Anfang oder Ende der Amtsbeschreibung findet der Leser eine Art Miniaturdarstellung der pro Amt vorliegenden Gesamtkarte, allerdings teilweise ohne deren grafische Inhalte. Die Planquadrate der "Tabella Analytica" sind mit Verweisen auf die jeweils zugehörigen Blätter (Foliozahlen) der Textbeschreibung versehen, um die kombinierte Benützung von Text und Karten zu erleichtern.

Alle Karten sind genordet, wenn auch nicht durchweg in ganz exakter Ausrichtung. Sie überlappen sich an den Rändern, weil sie immer noch ein wenig Gebiet um die Amtsgrenzen herum mitberücksichtigen. Die auf den Karten befindlichen Planquadrate sind spaltenweise mit lateinischen Großbuchstaben (vertikal) und teils arabischen, teils lateinischen Ziffern (horizontal) bezeichnet. Ausgespart von der Kartendarstellung blieben jeweils die Planquadrate in den beiden Randspalten (z.B. A I, B I, C I); diese wurden mit reinen Textinformationen (z.B. Ortsnamen) belegt und haben deshalb keine Entsprechung als Teilkarte. Die Quadratseiten sind 22,2 cm lang. Das Vorbild für die Planquadrate könnten Philipp Apians oder Petrus Weinerus im Druck publizierte Landtafeln gewesen sein. Neu ist aber die Verbindung zwischen Planquadraten und den Texten der Amtsbeschreibungen durch die erwähnten Querverweise (Folio-Angaben bei den einschlägigen Quadraten auf den Karten bzw. Angabe der Quadranten in den Indices der Amtsbeschreibungen).

Den meisten Karten liegt ein einheitlicher Maßstab zugrunde. Dieser schwankte mitunter (je nach Größe des Amts) und wurde oft durch einen gemalten Zirkel angegeben. Der Öffnungswinkel des Zirkels begrenzte einen bestimmten Teil einer Meile, meist zwei Achtel. Der Maßstab betrug großteils ca. 1:33.500.

Sarah Hadry

>> Diese Gebrauchsanweisung bezieht sich auf die "Pfalz-Neuburgische Landesaufnahme".