Reise ins Gelobte Land, Autograph I, um 1480

Die Coburger Handschrift überliefert eine frühe Textfassung des Tucher’schen Reiseberichts, der bis zur endgültigen Textform drei Stufen umfasste, bevor er Anfang 1482 in Druck ging. Die stufenweise Entwicklung hin zur endgültigen Druckfassung lässt sich gut nachverfolgen.

Im ersten Stadium war der Bericht in drei Handschriften tradiert, in denen die Hinreise und der Aufenthalt in der Heiligen Stadt Jerusalem, die Weiterreise zum Katharinenkloster auf dem Sinai und die Rückreise nach Venedig sowie die Reiseausgaben mit detaillierten Aufstellungen von Reiseproviant und -kosten beschrieben wurden. Sie basierten auf einem umfangreichen Material, das Tucher auf der Reise gesammelt hatte, u. a. auch ein Tagebuch, das er ordnete und als Reinschrift abschrieb.

Nur der Coburger Berichtteil ist im Original erhalten. Er ist um die acht herausgetrennten Blätter des Nürnberger Fragments zu ergänzen. Die anderen Kapitel sind teilweise als Abschriften überliefert, z. B. mit einem Autograph Sebald Rieters (1426-1488), das die anteiligen Reisekosten der beiden Pilger Tucher und Rieter nennt (Ansbach, Gymnasium Carolinum).

In der nächsten Bearbeitungsstufe wurden persönliche Bezüge im Text getilgt bzw. umgeformt, sodass die Beschreibung einer individuellen Pilgerfahrt allgemeingültige Züge annimmt, die angehende Pilger als Handbuch bei der Planung und Durchführung ihrer Reise benutzen konnten. Die dreiteilige Anlage wurde dann in einer Handschrift vereint (London, British Library).

Randall Herz

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