Papiergeld Deutschlands

Mit Gründung des Deutschen Kaiserreiches im Jahr 1871 wurde erstmals ein einheitlicher deutscher Staat gebildet. Bis dahin bestand Deutschland aus zahlreichen souveränen Einzelstaaten mit individuellen politischen und wirtschaftlichen Systemen. Dies spiegelt sich in der Papiergeldgeschichte Deutschlands wider.

Die ersten staatlichen Papiergeldausgaben erfolgten in Preußen und Sachsen im 18. Jahrhundert, zunächst um die Staatskasse zu sanieren. Da die "Kassenscheine" (Sachsen) bzw. "Tresorscheine" (Preußen) von der Bevölkerung gut angenommen wurden, folgten weitere Emissionen. Während die ersten preußischen Scheine von 1806 noch recht einfach gestaltet waren, verbesserte sich die Papier- und Druckqualität stetig mit jeder neuen Serie.

Trotz der positiven Beispiele aus Preußen und Sachsen emittierten die anderen deutschen Staaten nur sehr zögerlich Papiergeld. Erst mit der Industrialisierung änderte sich dies: Während 1851 noch neun Institute Papiergeld emittierten, stieg ihre Zahl bis in die 1860er Jahre auf insgesamt 54 an. Ein Großteil davon waren private Notenbanken. Sie stellten, mit Genehmigung des jeweiligen Staates, das nötige Kapital für Wirtschaft und Handel bereit. Auch die Staaten selbst emittierten Papiergeld – um den Staatshaushalt zu sanieren oder wichtige Projekte wie z. Bsp. den Eisenbahnbau zu finanzieren.

Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 erfolgte eine Vereinheitlichung des Geldwesens. Die Mark wurde als neue Währung bestimmt. Mit Gesetz vom 14. März 1875 wurde die Errichtung der Reichsbank als zentraler Notenbank verordnet. Die privaten Notenbanken durften nur noch unter strengen Auflagen Papiergeld ausgeben. In der Folge verzichteten viele Institute auf ihr Notenrecht. Neben der Reichsbank blieben nur vier Notenbanken bestehen: die Sächsische Bank, die Bayerische Notenbank, die Württembergische Notenbank und die Badische Bank. Ihr Notenprivileg erlosch im Jahr 1935.

Mit der Kapitulation des Deutschen Reiches im Mai 1945 endete auch die Existenz der Reichsbank. Ihre Noten liefen noch bis zur Währungsreform 1948 um. Nachfolger als zentrale Notenbank wurden 1948 die Bank deutscher Länder und schließlich 1957 die Deutsche Bundesbank.

Hinweis: Aus rechtlichen Gründen werden die Banknoten der Deutschen Bundesbank nicht in bavarikon präsentiert.

>> Dieser Bestand ist ein Teil der Sammlung "Papiergeld Europas" der Giesecke+Devrient Stiftung Geldscheinsammlung.