Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71

Frankreichs wachsendes Misstrauen gegenüber Preußen bildete den Hintergrund für den im Jahr 1870 eskalierenden Konflikt. Preußen galt nach den siegreichen Kriegen gegen Dänemark (1864) und Österreich (1866) als äußerst bedrohlicher Konkurrent und Frankreich sah seine Vormachtstellung auf dem europäischen Kontinent gefährdet. Nachdem die spanische Krone dem preußischen Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen (1835-1905) angetragen wurde, schien der befürchtete "Albtraum" einer Einkreisung Realität zu werden. Leopold verzichtete zwar auf die Thronkandidatur, Frankreich verlangte aber Garantien gegen eine weitere Kandidatur und eine Entschuldigung. Der preußische König Wilhelm I. (1797-1888) wies den französischen Gesandten in Bad Ems mit diesem Anliegen ab. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck (1815-1898) veröffentlichte die Zurückweisung in der sogenannten Emser Depesche, um Druck auf die süddeutschen Staaten auszuüben und sie zur Mobilmachung bewegen.

Für Frankreich stellte dies einen Affront dar und der französische Kaiser Napoleon III. (1808-1873) erklärte Preußen den Krieg. Gemäß dem Schutz- und Trutzbündnis von 1866 erkannte das Königreich Bayern den Bündnisfall am 16. Juli 1870 als erster der süddeutschen Staaten als gegeben an. Beweggrund hierfür waren die Verpflichtungen, die aus dem Schutz- und Trutzbündnis resultierten. Mit einem in französischer Sprache verfassten Telegramm beauftragte Ludwig II. noch am gleichen Tag von Schloss Berg aus die Mobilmachung. Ludwig und Hohenlohe sahen darin eine Chance, bei einem Sieg gegen Frankreich eine bessere Verhandlungsposition mit Preußen zu haben.

Während eines Besuches des preußischen Kronprinzen Friedrich (1831-1888) sprach Ludwig II. den existenziellen Wunsch nach Erhalt der bayerischen Souveränität an und formulierte dies auch in einem am 28. Juli 1870 entstandenen Brief. In einem sich darauf beziehenden Schreiben, datiert auf den 5. August 1870, äußert sich der preußische König Wilhelm I. dazu: "Ich danke Ihnen für Ihre offene Aussprache und weiß, dass mein Sohn noch Gelegenheit gefunden hat, Ihnen zu versichern, wie ich mit den Wünschen einverstanden bin, welche Sie in betreff der Selbstständigkeit und Integrität Bayerns aussprechen (...) Diese meine Gesinnung (...) wird durch die treue Waffenbrüderschaft (…) zu einer unerschütterlichen Grundlage des Rechtes und der Selbstständigkeit eines jeden der verbündeten Staaten werden."

Julia Misamer