Eine Musikschule für München

Mit der Berufung Richard Wagners nach München 1864 eröffnete sich für diesen erstmals die reale Möglichkeit, seine Vorstellungen des "Kunstwerks der Zukunft" in Form der Operntetralogie des "Ring des Nibelungen" umzusetzen – ein Projekt, mit dem sich der Komponist seit 1843 beschäftigt hatte.

Die zum 31. März 1865 vorgelegte Denkschrift, die Wagner noch im selben Jahr selbstbewusst veröffentlichte, entwirft entsprechend den Plan einer grundlegend neuen Ausbildung für Sänger und Musiker. Ein vermeintlicher französischer und italienischer Einfluss solle dabei zurückgedrängt und eine deutsche (eigentlich wagnerianische) Musiktradition etabliert werden.

Die Anregungen Wagners wurden in der Folgezeit weitgehend umgesetzt. Das bisherige Königliche Konservatorium wurde geschlossen und 1867 unter der Leitung von Hans von Bülow (1830-1894) als "Münchner Atelier für Musik" neu eröffnet. Bis 1874 erfolgte die Finanzierung aus den Privatmitteln König Ludwig II. Insbesondere die umgesetzte enge Anbindung der Schule an die Münchener Hofoper und damit der starke Praxisbezug der Ausbildung setzten in ihrer Zeit Maßstäbe. Ihren Sitz hatte die Schule wie auch ihre Vorgänger im Gebäude der Odeon-Konzerthalle.

Nachfolgerin der Musikschule ist die heutige, 1946 wiederbegründete, Hochschule für Theater und Musik.

Friedrich Röhrer-Ertl