Theaterfürst

Ludwig II. und Richard Wagner

Richard Wagners Gesamtwerk ist ohne die Förderung Ludwig II. undenkbar. Über Ludwigs Musikalität gibt es widersprüchliche Aussagen. Wahrscheinlich begeisterte ihn vor allem das Gesamtkunstwerk aus Text, Musik und Ausstattung, wie es Wagner in seinen theoretischen Schriften (die Ludwig seit seiner Jugend bekannt waren) und Opern anstrebte. Die antimonarchischen Elemente im Denken Wagners scheint er dabei nicht wahrgenommen zu haben, seinen antisemitischen Ausfällen trat er nachweislich entgegen.

Als eine seiner ersten Amtshandlungen 1864 ließ Ludwig Richard Wagner nach München holen – für den von seinen Gläubigern gejagten Komponisten war es Rettung in letzter Sekunde. Zwischen ihm und dem jungen König entwickelte sich rasch eine spannungsreiche Beziehung. Begierig nahm Ludwig Anregungen Wagners auf; dieser profitierte umgekehrt zwar von den Zuwendungen des Königs, konnte sich aber nur schwer mit dessen eigenen Wünschen anfreunden. So entsprach das von Gottfried Semper entworfene Festspielhaus auf dem Isarhochufer weniger Wagners als Ludwigs eigenen Vorstellungen. Das Scheitern des Projekts traf dann umgekehrt auch den König mehr als den Komponisten.

Höhepunkt der Münchener Zeit wurde am 10.06.1865 die Uraufführung von "Tristan und Isolde". In der Münchener Gesellschaft waren Wagner und seine Entourage dagegen umstritten. Schnell machte das Wort von Wagner als "Lolus" die Runde – als männliche Lola Montez (1821-1861), die 1848 Ludwigs Großvater den Thron gekostet hatte. Eine gezielte Pressekampagne, durch Wagner selbst noch befeuert, machte ihn in Bayern unhaltbar. Im Dezember 1865 musste er das Land verlassen.

Ludwig II. blieb weiterhin mit Wagner und seiner zweiten Ehefrau Cosima in Kontakt. Der Komponist erhielt fortan finanzielle Zuwendungen. Seine Opern "Die Meistersinger von Nürnberg", "Die Walküre" und "Das Rheingold" wurden – letztere gegen den Willen Wagners – in München uraufgeführt. Als 1874 die ersten Bayreuther Festspiele zu scheitern drohten, rettete Ludwig das Unternehmen.

Friedrich Röhrer-Ertl

Zum Kapitel: Dynamiken zur Zeit Ludwigs II.