Schloss Neuschwanstein: Sagenwelt Wohnzimmer

Im Wohnzimmer ist durch Säulenarkaden ein Alkoven mit Sitzgruppe abgeteilt. Im Hauptraum befinden sich ein ausladendes Kanapee und ein hoher Schrank nach einem viel einfacheren Vorbild auf der Wartburg. Das Bildprogramm des Raums zeigt die Lohengrin-Sage, der Ludwig II. wegen des Themas der Gralsritter besonders verbunden war. Die Kassettendecke ist mit reich geschnitzten Unterzügen über einer Hohlkehle, die die Wappen der Ritter der Tafelrunde des Königs Artus trägt, verziert. Ähnlich wie im Schlafzimmer sind die Textilien aus blauer Seide mit Schwänen und Lilien bestickt.

Der lebensgroße Schwan aus Majolika, fein naturalistisch ausgeführt, diente als Vase, wie ein gedeckeltes Wasserreservoir im Rücken beweist. Ein solches Gebilde steht in der Tradition von Tafel-, Kamin- und Konsolenaufsätzen und hat genauso wenig wie etwa das Kanapee mit Mittelalter zu tun.

Wandgemälde zur Lohengrin-Sage, Wilhelm Hauschild (1827-1887) und August von Heckel (1824-1883): Der Ritter Lohengrin wird durch das Gralswunder auserwählt, die Königstochter Elsa zu beschützen. Er besiegt Graf Telramund im Zweikampf, der Elsa des Brudermords bezichtigt und selbst Herzog von Brabant werden will. Elsa heiratet Lohengrin, obwohl sie seine Herkunft nicht kennt und auch nicht danach fragen darf. Nach der Heirat stellt Elsa doch die verhängnisvolle Frage. Daraufhin erscheint der Schwan, mit dem Lohengrin gekommen war, und verwandelt sich in Elsas vermissten Bruder. Lohengrin hingegen muss wieder in die Gralsburg zurückkehren.

Uwe Gerd Schatz

Wandgemälde "Lohengrins Ankunft", Wohnzimmer Schloss Neuschwanstein

1881/82
  • Hauschild, Wilhelm (1827-1887)
  • Heckel, August von (1824-1883)
  • Neuschwanstein (Hohenschwangau)