1902

Fritz Traugott Schulz (1875 - 1951), Kunsthistoriker und Leiter des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg schreibt über Zells Arbeit: "Eine Reihe volkstümlicher Innenausstattungen und Stuben in verschiedenen Museen und auf grösseren Ausstellungen zeugt von seiner intimen Versenkung in die Kunst und Gewohnheiten der Alten und läßt zugleich erkennen, wie sich die ihm besondere Art herausgebildet hat". (nach Bärbel Kleindorfer-Marx S. 119)

In Rosenheim konnte Zell, nach seiner gelungenen Ausstellung in Kaufbeuren, sechs Räume "arrangieren" entsprechend seiner Vorstellung von "der guten alten Zeit".

Die Küche wird in der Aufstellung von 1902 nicht als Arbeitsraum und "Rauchkuchl" des bäuerlichen Wohnbaus gezeigt. Bei Zell folgt die Küche mit dem großen Herd eher einer malerischen Anordnung. Bemalte Möbel, geschnitzte Holzformen, kunstvolle Aufbewahrungsgefäße, kupferne Pfannen und ein Vogelkäfig zeigen keine Alltagsküche, sondern inszeniertes Küchenleben.

In einer Stube arrangiert Zell den Tisch unter dem Kreuz, daneben das Spinnrad und hölzerne Wiegen. Eine bemalte Bettstatt dient als Ausstellungsfläche für Kleidung und Zierstücke. Auch hier zeigt sich Zells inszenierte Sichtweise des Wohnen und Lebens.

Mit viel Details ordnet Zell eine Gaststube. Auf der einen Seite eine lange Tafel mit Tischtuch: Hier werden alle Ereignisse der Familie und Gemeinde gefeiert. An einem kleinen Tisch inszeniert Zell das soziale Leben im Dorfgasthaus: Mit Musikinstrument, Karten- und Würfelspiel.

Michaela Thomas