KulturErben. Drechslerhandwerk

Die Handwerkstradition des Drechselns ist eine sehr alte Form der mechanischen Bearbeitung von Werkstoffen wie Holz, Horn oder früher auch Elfenbein. Das professionelle Drechslerhandwerk wird heute vor allem in kleineren Betrieben ausgeübt, die sich auf die Herstellung von Einzelstücken oder die Fertigung von Serien spezialisiert haben oder Objekte des Kunsthandwerks formen. Darüber hinaus gibt es Laien, die dieses Handwerk als Hobby betreiben, teils auch mit künstlerischen Ambitionen.

Im Mittelalter erfuhr das Drechslerhandwerk durch das Aufkommen der Zünfte und die fortlaufende Weiterentwicklung der Drehbank einen Aufschwung und erlebte im Barock eine Blütezeit. Seit dem 19. Jahrhundert erfolgte eine zunehmende Technisierung, hin zu maschinellen Drehbänken, die durch Wasser, Dampf oder Elektrizität angetrieben wurden. Seit den 1970er Jahren vollzogen sich weitere pneumatische, hydraulische, elektronische und mittlerweile auch digital gesteuerte Automatisierungen im Drechslerhandwerk. Trotz dieser fortschreitenden Automatisierung und Digitalisierung spielt das handwerkliche Gefühl für den Werkstoff Holz nach wie vor eine sehr große Rolle. So gilt: "Nur wer das Schneiden an der Handdrehbank verstanden hat, kann auch eine CNC-Drehmaschine optimal programmieren."

Die größte Trägergruppe des Drechslerhandwerks in Deutschland sind die Handwerksbetriebe, die bundesweit im Verband des deutschen Drechsler- und Holzspielzeugmacherhandwerks e.V. mit Sitz in Fürth organisiert sind. Außerdem gibt es geschätzt rund weitere 1.000 nicht organisierte Betriebe, die in die Handwerksrolle eingetragen sind. Die Zahl der Freizeitdrechslerinnen und -drechsler wird auf etwa 5.000 beziffert; sie haben sich teilweise in eigenen Vereinigungen oder zu locker organisierten Drechsler-Stammtischen zusammengeschlossen.

Die beruflichen Kompetenzen in der holzgewerblichen Ausbildung zur Drechslerin oder zum Drechsler werden innerhalb der Betriebe und an Berufsfachschulen weitergegeben. Mit der Berufsschule in Bad Kissingen (einer von heute nur noch drei verbliebenen Schulen in Deutschland) und der Stadt Fürth mit dem Sitz des Drechslerfachverbandes, ist Bayern ein wichtiges Zentrum im Hinblick auf die Weitervermittlung der handwerklichen Fähigkeiten und Techniken des Drechselns.

Zur Ausstellungseinheit: KulturErben lernen, können, vermitteln

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000209/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"