KulturErben. Limmersdorfer Lindenkerwa

Die Lindenkirchweih im oberfränkischen Limmersdorf ist eine besondere Form der in ganz Europa verbreiteten Kirchweihfeste. Sie findet jedes Jahr von Samstag bis Dienstag um den 24. August (Bartholomäustag) statt. Eröffnet wird das Fest, das sich um das zentrale Element der Tanzlinde dreht, mit dem Bieranstich durch die vier sogenannten Platzpaare am Samstagabend. Es folgt ein Gottesdienst am Sonntagmorgen, danach ein Festzug durch den Ort bei dem sich die Platzpaare gegenseitig von zuhause abholen. Sie führen einen blumengeschmückten Hammel mit, der am Montag verlost wird. Nach Wiederankunft des Festzuges an der Tanzlinde führen die vier Platzpaare einen Tanz unter der Linde auf. Anschließend gehen die Paare über die angebaute Treppe auf den Tanzboden in der Baumkrone und eröffnen den "Tanz auf der Linde". Am Sonntag und Montag findet Kirchweihtreiben mit Musik und Tanz statt. Zusätzlich ist als Attraktion eine Sandkegelbahn aufgebaut. Am Dienstag endet die Lindenkirchweih mit dem Einholen der Treppe, so dass der Tanzboden nicht mehr erreichbar ist.

Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten steht die sogenannte Tanzlinde. Ihre Äste sind über viele Jahrzehnte hin so geführt worden, dass man auf ihnen einen hölzernen Tanzboden in luftiger Höhe errichten konnte. Die Hauptäste eines jungen Baumes werden dabei zunächst in die Breite gebogen. Durch gezielten Zuschnitt ergibt sich später ein Astgerüst, auf das der Tanzboden gelegt werden kann. Diese Äste müssen weiter abgestützt werden, damit sie nicht durch ihr eigenes Gewicht brechen. Bei der Limmersdorfer Linde geschieht dies durch ein Gerüst aus acht Sandsteinsäulen. Die kleineren Äste werden so geführt, dass sie in die Höhe wachsen um eine Laube zu bilden. Die Treppe und der Tanzboden selbst wird in Limmersdorf jedes Jahr nur zur Lindenkirchweih aufgebaut.

Die Limmersdorfer Lindenkerwa ist seit 1729 belegt, wobei die heutige Tanzlinde im 17. Jahrhundert gepflanzt wurde. Lediglich während des Zweiten Weltkriegs, 1949 wegen der grassierenden Kinderlähmung und 2020 während der Corona-Pandemie musste das Kirchweihfest entfallen. Organisiert wird das Fest vom 1982 gegründeten Verein zur Erhaltung und Förderung der Limmersdorfer Kirchweihtradition. Dieser kümmert sich auch um die Pflege und den Erhalt der Tanzlinde. So ist es neben dem Wissen um die Hintergründe der Kirchweih vor allem auch das baumpflegerische Wissen, das vom Verein weitergegeben wird. Die Limmersdorfer Tanzlinde erhielt weite Bekanntheit durch Fernsehfilme oder Romane, aber auch z.B. durch die Bayreuther Meistersinger-Inszenierung 1986, bei der die Limmersdorfer Linde nachgebaut wurde.

Zur Ausstellungseinheit: KulturErben weiterdenken

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000234/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"