KulturErben. Wunsiedler Brunnenfest

Am Samstag vor dem Johannistag (24. Juni) schmücken in Wunsiedel bürgerliche Brunnengemeinschaften jährlich die öffentlichen Brunnen der Stadt mit Blumen und Lichtern. Am zugehörigen Wochenende findet ein Stadtfest statt, bei dem die Stadtgesellschaft und die Gäste von einem Brunnen zum nächsten gehen. Erst bei Einbruch der Dunkelheit beginnt das eigentliche Fest: Dann ziehen Musikantinnen und Musikanten von Brunnen zu Brunnen, die mit Kerzen und Lichtern illuminiert sind, und bringen dort Ständchen dar.

Der Sage nach soll nach einer Dürreperiode im 18. Jahrhundert die Wiederkehr des Wassers in den Brunnen der oberfränkischen Stadt Wunsiedel Anlass gegeben haben, die Brunnen mit Blumen kunstvoll zu schmücken. Der frühste Beleg findet sich im Jahr 1833. Seit 1890 findet der Brauch regelmäßig statt. Hierbei kam es immer wieder auch zu Konflikten mit der Obrigkeit, die die zentrale infrastrukturelle Bedeutung der Brunnen nicht durch das Schmücken gefährdet wissen wollte. Die sorgfältige Pflege der öffentlichen Brunnen war bis zum Bau einer Wasserleitung zwischen 1897 und 1899 für die Stadt von zentraler Bedeutung. Seitdem haben zwar die Brunnen an Bedeutung verloren, das festliche Schmücken wurde jedoch bis heute beibehalten.

Das Schmücken der aktuell 36 Brunnen übernehmen die jeweiligen Brunnengemeinschaften, die sich aus unterschiedlichen Bevölkerungs- und Altersgruppen zusammensetzten. Sie rekrutieren sich aus Vereinen, Anwohnerinnen und Anwohnern, Firmen, Interessengemeinschaften oder auch Einzelpersonen. Innerhalb dieser Gruppen findet ein Austausch darüber statt, wie der jeweilige Brunnen gestaltet werden soll. Diese informell organisierten Gemeinschaften haben keinen Vorsitz. Die Entscheidungen werden von allen zusammengetroffen. Die Stadtverwaltung unterstützt und koordiniert die Brunnengemeinschaften. Innerhalb dieser Gruppen erfolgt auch die Weitergabe von Wissen und Können rund um das Schmücken der Brunnen.

Am Brunnenfest sind neben den Brunnengemeinschaften auch zahlreiche weitere Akteure beteiligt. Es lockt auch zahlreiche Besucherinnen und Besucher von außerhalb an.

Zur Ausstellungseinheit: KulturErben gemeinschaftlich gestalten

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000191/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"