Eine Pessach-Haggadah

Bei dieser hebräischen Handschrift handelt es sich um eine Pessach-Haggadah (hebr. Haggadah Shel Pesach). Bekannt ist sie auch als Tegernseer Haggadah, weil sie im ehemaligen Benediktinerkloster Tegernsee überliefert wurde. Nach der Auflösung des Klosters im Jahr 1803 gingen die Bestände in die damalige Münchner Hofbibliothek über, aus der die Bayerische Staatsbibliothek hervorging. Dort wird die Handschrift heute noch verwahrt.

Der Stil der Handschrift lässt vermuten, dass die Haggadah in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in der Donauregion in Süddeutschland oder Österreich entstanden ist. Sie enthält insgesamt 23 farbenprächtige Miniaturen. Schreiber der hebräischen Handschrift war Joseph, Sohn des R. Ephraim, der sich selbst zweimal nennt. Neben dem hebräischen Text findet sich auch ein polemischer lateinischer Kommentar aus christlicher Perspektive. Dieser wurde von dem Dominikaner Erhardus verfasst, der sich von 1475 bis 1484 im Dominikanerkloster in Regensburg aufgehalten hat.

Am ersten Abend des Pessachfestes wurden die hebräischen und aramäischen Texte dieser Haggadah während der Familienfeier gelesen. Das Pessachfest erinnert an den Auszug aus Ägypten, den Exodus, und damit an die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei. Es ist eines der bedeutendsten Feste im jüdischen Kalender.