Notgeld der europäischen Staaten

Notgeld wird in wirtschaftlichen Krisenzeiten ausgegeben. Es soll den Mangel an gesetzlichen Zahlungsmitteln wie Münzen und Banknoten beheben. Zudem ist Notgeld ein zeitlich und regional begrenztes Zahlungsmittel. Es ist nur gültig innerhalb eines bestimmten Ortes oder Bezirks und für einen bestimmten Zeitraum.

In Europa gab es verschiedene Notgeldausgaben, die meist in Zusammenhang mit Kriegen stehen, aber auch noch andere Ursachen hatten. In Österreich führten zerrüttete Staatsfinanzen, hohe Kriegskosten und die Revolution 1848/49 zu einem Münzmangel. Kommunen und Unternehmen behalfen sich selbst, indem sie Notgeldscheine ausgaben. Eine weitere Notgeldphase folgte im Ersten Weltkrieg.

Auch hier mangelte es zunächst am Münzgeld. Ab 1918 entwickelte sich zudem eine Inflation. Das Staatsamt für Finanzen erlaubte daher die Ausgabe von Notgeld, allerdings unter bestimmten Bedingungen. Nicht nur Städte, Gemeinden und Unternehmen, sondern auch die Bundesländer selbst gaben in der Folge Notgeld aus.

Auch in anderen europäischen Staaten setzte im Ersten Weltkrieg ein Münzmangel ein. Zahlreiche Kommunen und Unternehmen gaben daher Notgeld aus, so in Frankreich, den Niederlanden oder Portugal. Eine Besonderheit des portugiesischen Notgeldes ist es, dass viele Scheine durch Kirchen und wohltätige Organisationen ausgegeben wurden.

Da der Kleingeldmangel mit Ende des Ersten Weltkrieges noch nicht behoben war, setzten sich die Notgeldausgaben bis in die 1920er Jahre fort. Dies wirkte sich auch auf das unabhängige Fürstentum Monaco aus, da eine Art Währungsunion mit Frankreich bestand. Daher emittierte das Fürstentum 1920 Notgeldscheine. Die Handelskammer des Memelgebietes gab 1922 Notgeldscheine aus, die in ihrer Gestaltung den Serienscheinen ähneln. Serienscheine waren nicht als Zahlungsmittel in Gebrauch, sondern wurden an Papiergeldsammler verkauft. Ob die Notgeldscheine für den täglichen Zahlungsverkehr im Memelgebiet umgelaufen sind, ist unsicher.

Im Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit gab es weitaus weniger Notgeldausgaben. Mit der Besatzung der Niederlande durch deutsche Truppen 1940 zirkulierte beispielsweise Notgeld, das aber gleich wieder aus dem Verkehr gezogen wurde.

>> Dieser Bestand ist ein Teil der Sammlung "Papiergeld Europas" der Giesecke+Devrient Stiftung Geldscheinsammlung.