Bayern wird Königreich

Dynastisches Erbglück und Napoleon schufen das moderne Bayern. Als der in Bayern ungeliebte Kurfürst Karl Theodor (1724-1799) kinderlos verstarb, war es Maximilian Joseph (1756-1824), der ursprünglich zweitgeborene Sohn einer Nebenlinie der pfälzischen Wittelsbacher, der ihm nachfolgte. Damit war die seit dem Mittelalter weitverzweigte Dynastie der Wittelsbacher wieder auf eine Hauptlinie zusammengeschrumpft, die traditionellen Erblande wieder in einer Hand.

Bayern stand damals noch auf Seiten Österreichs gegen Frankreich. Erst 1805 wechselte das Land die Seiten. Das neue Bündnis mit Napoleon Bonaparte (1769-1821) bekam Bayern, das 1806 zum Königreich proklamiert wurde. Bei immer neuen Grenzverschiebungen, mit denen der französische Herrscher Europa in seinem Sinne neu ordnete, profitierte das Land von massiven Gebietsgewinnen. Bayern wurde so zu einem der Mittelstaaten, die Napoleon als Puffer zwischen Frankreich und den anderen Großmächten errichten wollte.

Zeitweilig reichte Bayern so von Lauenstein im Norden bis über die Alpen und nach Italien hinein; Innsbruck, Meran und Trient waren bayerische Ortschaften, wichtige Alpenpässe und Handelsstraßen der Kontrolle Österreichs entzogen.

Zwar gingen die italienischen Gebiete bereits 1810, die österreichisch-habsburgischen bis 1814 wieder verloren, aber durch einen gerade noch rechtzeitigen weiteren Seitenwechsel 1813 konnte sich Bayern auch nach dem Ende der napoleonischen Kriege als großer Mittelstaat zu den Gewinnern zählen.

Friedrich Röhrer-Ertl