Schirmherrin Bavaria

Über der Theresienwiese thront bis heute die Bavaria. Andreas Dall´Armi (1765-1842) hatte als erster den Gedanken, das Oktoberfest mit einem großen Denkmal zu schmücken. Als Erinnerung an die dieses erste bayerische Nationalfest zu Ehren der Kronprinzenhochzeit plante Dall´Armi bereits im Jahr 1810, für die Nachwelt ein "würdiges Denkmal" zu errichten. Seine Ausführungen hierzu finden sich in einer Subskriptionseinladung, die darin festgehaltenen Pläne wurden jedoch nicht weiterverfolgt.

Einige Jahrzehnte darauf griff der als "Kunstkönig" in die bayerische Geschichte eingegangene König Ludwig I. (1786-1868) diese Idee wieder auf. Im Rahmen eines Wettbewerbs wurde der Architekt Leo von Klenze (1784-1864) aus vier Teilnehmern ausgewählt, eine bayerische Ruhmeshalle "als Anerkennung Bayerischen Verdienstes und Ruhmes" zu entwerfen. In Klenzes Entwurf war der Bau einer Kolossalstatue enthalten, für deren Gestaltung im Mai 1837 der Bildhauer Ludwig von Schwanthaler (1802-1848) engagiert wurde. Zu dieser Zeit galt der ungefähr 87 Tonnen schwere bronzene Guss der Statue als technische Meisterleistung. Das Standbild musste aus vier Teilgüssen und zahlreichen Kleinteilen gefertigt werden.

Ausgeführt wurde der imposante Guss in der Königlichen Erzgießerei unter Ferdinand von Miller (1813-1887). Die feierliche Enthüllung der Bavaria als bayerisches Nationaldenkmal während des Oktoberfests 1850 wurde in einer kolorierten Lithographie von Gustav Kraus (804-1852) festgehalten.

Ludwig I. hatte aufgrund seiner Affäre mit Lola Montez (1821-1861) als König bereits 1848 abdanken müssen, trotz dessen galt ihm als Förderer der Kolossalstatue der Dank des Volkes. Der Festzug der Münchner Handwerker und Künstler anlässlich der Enthüllung der Bavaria im Jahr 1850 rief jedoch auch Kritik hervor. Im Fokus stand dabei vor allem die Praxis der herrschaftlichen Günstlingswirtschaft. Innerhalb des "Bavaria Büchlein" der satirischen Zeitschrift "Münchener Punsch" vom 6. Oktober 1850 finden sich dazu teils äußerst spitze Kommentare zu den teilnehmenden Gewerben.

Heute bildet die 18,52 Meter große Bronzestatue den Mittelpunkt der erst 1853 fertiggestellten Ruhmeshalle. Als Landespersonifikation übernimmt die Bavaria die Funktion einer Schirmherrin über das Oktoberfest. Über eine Wendeltreppe können Schwindelfreie bis in den Kopf der Bavaria gelangen, von wo ein einmaliger Blick auf die Theresienwiese und auch die angrenzenden Stadtviertel garantiert ist.

Julia Misamer