Schottenhamel

Die Familie Schottenhamel, Betreiber des gleichnamigen Festzeltes, ist die älteste Wirtsdynastie auf dem Oktoberfest. Ihr "Stammvater", der gelernte Schreiner Michael Schottenhamel (1838-1912), zog 1866 von der Oberpfalz nach München und eröffnete ein Jahr später eine kleine Wirtsbude auf der Wiesn. Nach und nach baute er sich ein kleines Gastronomie- und Hotelimperium auf.

Schottenhamel initiierte einige wegweisende Veränderungen: Er war der Erste, der das Märzenbier des Franziskaner-Leistbräu ausschenkte, das sich zum typischen Oktoberfestbier entwickelte. 1896 übernahm er den außerhalb des Wirtsbudenrings gelegenen "Schützenwirt" und ließ an gleicher Stelle eine Festhalle errichten, die der prominente Architekt Gabriel von Seidl (1848-1913) entworfen hatte. Die Bierburg des "Winzerer Fähndl" gab es dort zwar schon seit dem Vorjahr, Schottenhamels Bau war aber die erste große Festhalle. Sie bot 1500 Gästen Platz. L-förmig angelegt, bestand sie aus einem vorderen Querbau, einem Turm und der Haupthalle. Seidl hatte sie in Anlehnung an die zu dieser Zeit beliebte und von ihm selbst geprägte Villenarchitektur gestaltet. Charakteristische Merkmale sind etwa das Walmdach und die Giebelaufbauten. Doch die neue Festhalle existierte nicht lange: Schon 1908 wurde sie durch eine noch viel größere Konstruktion ersetzt.

Das zweite Exponat, ein Foto von 1897, ermöglicht einen einzigartigen Einblick in die Schottenhamel-Festhalle. Es handelt sich um das einzige Foto, das vom Innenraum einer Bierhalle vor der Jahrhundertwende überliefert ist. Man sieht Biergartenbestuhlung, Hirschgeweihe, Schützenscheiben und Ausschmückungen mit Pflanzen.

Matthias Bader