„Auf der Schiessbude auf dem Oktoberfest in München“

Diese Aufnahme von 1908 unter dem Label der Gramophone Concert Record beinhaltet einen typischen Dialog der Münchener Humoristen-Szene. Schauplatz ist eine Schießbude auf dem Münchener Oktoberfest. Gegenübergestellt werden dabei ein im südbairischen Dialekt sprechender Kare und eine hochdeutsch sprechende Schießbudenfrau. Die Einleitung gibt dabei schon Aufschluss über die Charakterisierung der Figuren, die wohl beide von Alois Schwarz (unklare Lebensdaten: 1908 erstmalige Erwähnung, 1928 letztmalige Erwähnung) eingesprochen wurden.

Die hochdeutsch sprechende Frau redet schnell und in hoher Stimmlage, Kare spricht langsames, gut verständliches Bayerisch in tieferer Stimmlage mit einigen hochdeutschen Begriffen (für die bessere Verständlichkeit).

Frau: "Bitte meine Herren, schießen Sie doch mal … Bitte probieren Sie doch mal – Ja?"

Kare: "Na ja, wenn’s grad moana, na kemmas ja amoi probiern. Oiso, teans amoi a so a Drum hera… – De is (z’)schwar – habn Sie koa leichtare Bixn? Und ganz verrost is scho! De deafa’s scho mal einölen …"

Interessant ist die Verkörperung des Kare durch den Humoristen und Volkssänger Alois Schwarz insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Figuren Kare und Lucki auf Münchener Volkssängerbühnen recht gern gespielt und besungen wurden. Man bemühte sich, durch beide Charaktere das Lebensgefühl junger männlicher Bewohner der Vorstädte zu verkörpern und diese quasi als Typ des Münchener Lebemannes zu präsentieren. Eine Erklärung für dieses Phänomen könnte sein, dass angeblich zu Anfang des 20. Jahrhunderts Erstgeborene in München meist den Namen Ludwig erhielten, Zweitgeborene den Namen Karl – also konnte praktisch Jedermann von den Volkssängern aufs Korn genommen werden. Alois Schwarz greift in der vorliegenden Tonaufnahme jedenfalls die Figur des Kare auf und führt mit der kontrastierend dargestellten und namenlos bleibenden Schießbudenfrau eine Unterhaltung, in der er diverse Gründe für seine wiederholten Pannen und Fehlschüsse erfindet, was schließlich zu seinem erbosten Verlassen des Schießstands führt.

Theresia Schusser

Auf der Schiessbude auf dem Oktoberfest in München

[1908]
  • Alois Schwarz [Interpret]
  • [München]