Augsburger Rot

Türkischrot-Druckstoffe entwickelten sich zum prämierten Markenartikel des Unternehmens Schöppler & Hartmann. Sie zeugen vom Wissenstransfer über die Grenzen der Länder hinweg. In Elberfeld lässt sich bereits 1784 die erste deutsche Türkischrotfärberei belegen. Der Apotheker und Chemiker Johann Gottfried Dingler (1778-1855) erforschte zusammen mit Daniel Koechlin (1785-1871) um 1800 im elsässischen Mühlhausen das Färbeverfahren. Anschließend brachte Dingler dieses Wissen mit nach Augsburg. Schöppler & Hartmann war – von Dingler angeregt – bestrebt, die elsässische Art der Stoffmuster in Augsburg zu etablieren. Zunächst importierte das Unternehmen die einfarbigen, rotgefärbten Stoffe von der Druckerei Zeller in Zürich. Ab 1822 konnte der technische Leiter von Schöppler & Hartmann, Wilhelm Kurrer, in Zusammenarbeit mit Dingler die Gewebe selbst färben. Er trieb die Qualität der Türkischrotfärberei voran und brachte sie zur Meisterschaft. Zum Färben des "Augsburger Rot" verwendeten die Stoffdrucker den Auszug der getrockneten Krappwurzel – das Alizarin. Bücher mit Stoffproben und Farbrezepten geben Auskunft darüber, wie sehr in den Farbküchen von Schöppler & Hartmann über Jahrzehnte hinweg immer wieder an Formeln, chemischen Zusammensetzungen und Farbvarianten getüftelt wurde. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten Kurrer und Dingler in zahlreichen Publikationen wie z. B. dem Polytechnischen Journal. Die türkischrot gefärbten Erzeugnisse von Schöppler & Hartmann galten aufgrund ihrer Schönheit und Qualität unter Kennern als die besten Deutschlands. Aus diesen Stoffen ließen sich unter anderem Kopf- und Brusttücher, Tischtücher und Kleidungsstücke fertigen.