Vom Ersten Weltkrieg bis zum Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929
Der Erste Weltkrieg stürzte die lateinamerikanische Wirtschaft durch das Wegbrechen des europäischen Absatzmarktes sowie durch die entstehenden Engpässe bei der Versorgung mit Fertigwaren in eine tiefe Krise. Diese Situation hatte eine Neubewertung der bis dahin dominanten Ausrichtung auf Europa zur Folge. Als Konsequenz rückten die Vereinigten Staaten als Geschäftspartner in den Fokus.
In der Phase zwischen dem Ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise wurden die USA nicht nur zum wichtigsten ausländischen Handelspartner, sondern auch zum stärksten Kapitalinvestor. Für die Empfängerländer waren die US-Investitionen mitunter von zweifelhaftem Wert: Zum einen mussten sich die lateinamerikanischen Staaten den Zielen der US-amerikanischen Außenpolitik unterwerfen. Zum anderen entstanden durch das ausländische Kapital Investitionsinseln, die vom übrigen Wirtschaftsleben komplett abgekoppelt waren.
In Zentralamerika fokussierten sich Costa Rica, Honduras und El Salvador fast ausschließlich auf den Bananenanbau. In der Andenregion und anderen Gebieten mit reichen Vorkommen an mineralischen Ressourcen entstanden von ausländischen Investoren abhängige Bergbau-Enklaven. Eng verbunden mit dieser Enklavenwirtschaft waren die regional tätigen Privatbanken, die ihre eigenen Banknotenserien herausgaben. Szenen des Arbeitsalltags in Plantagen- und Bergbaubetrieben sind bei diesen Emissionen häufige Gestaltungselemente.
In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen erlebte die lateinamerikanische Exportwirtschaft ein enormes Wachstum zu dem Preis, dass alternative Strategien wie die verstärkte Industrialisierung nicht verfolgt wurden.