Objekte zu Religion, Frömmigkeit und Aberglauben aus den Sammlungen des Historischen Vereins Neuburg

Bereits Joseph Benedikt Graßegger (1776-1849), der herausragende Mitbegründer des Historischen Vereins Neuburg, sammelte Objekte, die auf konfessionelle Gebräuche und persönliche Frömmigkeitspraktiken verweisen. Dazu gehören Heiligenbilder und Votivgaben, die den Anliegen der Gläubigen Aus- und Nachdruck verleihen. Dazu gehören aber auch exquisite kunsthandwerkliche Stücke mit religiösen Motiven, die Graßegger aus dem Inventar des Neuburger Schlosses erwerben konnte. Im Lauf der 190-jährigen Geschichte des Historischen Vereins Neuburg fügten seine Vorstände und Mitglieder der Vereinssammlung Hunderte weitere Objekte aus dem Bereich Religion, Frömmigkeit und Aberglauben hinzu, welche die besondere Konfessionsgeschichte Neuburgs widerspiegeln. Im Jahr 1542 führte Pfalzgraf Ottheinrich (1502-1559, reg. ab 1522) den Protestantismus in seinem Fürstentum Pfalz-Neuburg ein. Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm (1578-1653, reg. ab 1614) kehrte zur katholischen Religion zurück und ließ ab 1616 mit Unterstützung des Jesuitenordens sein Fürstentum rekatholisieren. Damit wurde Neuburg zum Ort der Katholischen Reform und der Gegenreformation, was sich unter anderem in der Niederlassung von Orden, der Bildungstätigkeit der Jesuiten, der Kirchenausstattung und der Wiedereinführung katholischer Frömmigkeitspraktiken, zum Beispiel Heiligenverehrung, Prozessionen oder Wallfahrten, ausdrückte.

Die im Barock und Rokoko wurzelnde Volksfrömmigkeit zeigte sich in "heiligen Dingen", die Gegenstand öffentlicher und privater Verehrung wurden: Die lebensgroße hölzerne Figur des auf einem Esel reitenden Christus kam bei Prozessionen am Palmsonntag zum Einsatz. Die Neuburger Schäfflerzunft ging auf religiösen Umgängen hinter einer Figur des Heiligen Willibrord einher, dessen Attribut ein Holzfass ist. In Gleichsetzungen wurde von der äußeren Form eines Kultgegenstandes auf seinen möglichen Nutzen für den Gläubigen geschlossen. So wurden wächserne "Nepomukszungen" als wirksame Mittel gegen Lüge und üble Nachrede betrachtet oder der in Keramik nachgebildete Kopf von Johannes dem Täufer gegen Kopfweh eingesetzt. Vieles vom Wissen über religiöse Praktiken wie Votation oder Prozession und über die Bedeutung religiöser Zeichen und Bilder ist in der heutigen, zunehmend säkularisierten Zeit verloren gegangen. Die Erschließung der Objekte zu Religion, Frömmigkeit und Aberglauben aus den Sammlungen des Historischen Vereins Neuburg möchte daher auch den Glaubenshintergrund verdeutlichen, vor dem diese Objekte einst entstanden sind und in Gebrauch waren.

>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Historischen Verein Neuburg an der Donau.