Pierre de Provence et la belle Maguelonne

Landesbibliothek Coburg

Beschreibung

Die märchenhafte Geschichte von der schönen Magelone war in der Frühen Neuzeit ein äußerst beliebter und weit verbreiteter Erzählstoff. In der Bearbeitung durch Ludwig Tieck bzw. in der Vertonung durch Johannes Brahms ist sie bis heute geläufig. Die Coburger Handschrift Ms 4 enthält eine französischsprachige Version der Belle Maguelonne mit lateinischen Glosen. Anders als bislang angenommen, ist das Buch nicht in Frankreich entstanden. Vielmehr wurde es - wahrscheinlich auf der Basis französischer Drucke – gezielt als Lehrbuch für einen lateinkundigen Deutschen zum Erlernen des Französischen angefertigt. Überlieferungskontext und historische Zusammenhänge legen nahe, dass es sich dabei um Kurfürst Friedrich III., den Weisen, von Sachsen (1463-1525) gehandelt haben könnte. Die entsprechenden Forschungsergebnisse der Germanistin Christine Putzo sind insofern höchst bemerkenswert, als Französisch in der Frühen Neuzeit nicht zum üblichen Bildungskanon gehörte. Dem Bild von Martin Luthers Landes- und Schutzherren fügen sie eine neue Facette hinzu. Außerdem bedeuten sie, dass die Belle Maguelonne am kursächsischen Hof längst bekannt war, als Veit Warbeck um 1527 dort die erste deutschsprachige Version verfasste. Georg Spalatin ließ sie einige Jahre später im Druck herausbringen. Ms 4dürfte zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert im Zuge ernestinischer Erbteilungen nach Coburg gelangt sein, das von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1918 zum wettinisch-ernestinischen Gebiet gehörte. Datum: 2020

Author

Silvia Pfister

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