Das Kleine (Rosenheimer) Tucherbuch, 1572–1829

Tucher'sche Kulturstiftung

Beschreibung

Die Patrizierfamilien der Reichsstädte Augsburg, Frankfurt und Nürnberg verfassten seit dem 14., vor allem aber im 16. und 17. Jahrhundert repräsentative Geschlechterbücher. In diesem Zusammenhang sind auch die genealogischen Schriften der Familie Tucher zu betrachten. Die Tucher sind seit dem frühen 14. Jahrhundert in Nürnberg nachweisbar und gehörten bald zu den bedeutendsten Kaufmanns- und Patrizierfamilien der Reichsstadt. 1542 beauftragten sie den mit ihnen verwandten Humanisten Dr. Christoph II. Scheurl mit der Ausarbeitung eines Geschlechterbuchs. Scheurls Manuskript wurde mehrfach in jeweils aktualisierter Fassung abgeschrieben. Neben dem Prunkexemplar des „Großen Tucherbuchs“ von 1590/1606 entstanden so zahlreiche von der Familie initiierte Abschriften unterschiedlichster Qualität, die unabhängig voneinander weitergeführt wurden. Das vorliegende „Rosenheimer“ Tucherbuch (benannt nach einem früheren Lagerort) ist die schon 1572 verfasste Abschrift eines im Stadtarchiv Nürnberg aufbewahrten Exemplars von 1570/73 (E 29/III Nr. 15) und wurde bis 1829 fortgeführt. Beschreibstoff ist Papier, die Schrift eine einfache Gebrauchsschrift mit zahlreichen späteren Korrekturen und Ergänzungen. Diese weisen auf Eigentümer aus der Jüngeren Linie der Familie Tucher hin. Trotz dieser Spuren fortlaufender Bearbeitung verleihen das reich gestaltete Titelblatt und die farbig aquarellierten Stammbaumzeichnungen dieser Gebrauchshandschrift einen durchaus repräsentativen Charakter.

Author

Horst-Dieter Beyerstedt