Bemalte Steinplatte

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Unser Bild der Kunst der jüngeren Altsteinzeit ist geprägt durch die figürlichen Malereien der südfranzösischen und nordspanischen Höhlen. Die bereits 1912 gefundene Kalksteinplatte aus der Oberen Klause bei Essing wird, wie auch die bekannten Höhlenmalereien Südeuropas, in das Magdalénien datiert (ca. 18 000 - 12 000 v. Chr.). Bei dieser Platte handelt es sich nicht um ein abgeplatztes Fragment einer ehemals bemalten Höhlenwand, sondern um ein transportables Kleinkunstwerk. Auf der Platte finden sich dreimal zwei Reihen mit jeweils sieben rundlichen, roten Farbpunkten. Die Punkte sind sehr dicht gesetzt und überlagern sich teilweise randlich. An einer Längskante ist die Platte entlang einer ehemaligen Kluftfläche aufgespalten. Da die an dieser Kante gelegenen Farbpunkte unvollständig sind und sich auf dieser Fläche keine Farbreste befinden, ist davon auszugehen, dass die Platte zum Zeitpunkt der Verzierung noch größer war. Ob jedoch mehr als sieben Punkte in den Doppelreihen angebracht waren, ist nicht mehr zu entscheiden. Interessant sind die Ähnlichkeiten dieses Stückes mit dem bemalten Kalksteinfragment aus dem Hohle Fels bei Schelklingen auf der Schwäbischen Alb. Da dort auch Silexrohmaterial aus der Region um die Klausenhöhlen gefunden wurde, gehörten beide Fundorte möglicherweise zum Schweifgebiet einer Gruppe späteiszeitlicher Jäger und Sammler in Süddeutschland, dessen Durchmesser damit mindestens 100 km betragen hätte.

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Archäologische Staatssammlung München

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