Zweischalige Gussform

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Die beiden Hälften einer Gussform aus Bronze für oberständige Lappenbeile mit Öse bilden die einzigen Bestandteile einer Deponierung vom Bullenheimer Berg, einer mächtigen Befestigung der späten Urnenfelderzeit (880−800 v. Chr.). Oberständige Lappenbeile mit Öse gehören zu der am meisten verwendeten Beilform in den Depots der ausgehenden Urnenfelderzeit (9. Jahrhundert v. Chr.). Die einst auf dem Bullenheimer Berg deponierte Gussform für derartige Beile ist noch voll funktionsfähig. Umfangreiche Versuche zum Guss in Bronzeformen verdeutlichen, daß der Gussvorgang in Metallformen äußerst komplex und schwierig ist. Er verlangte den einstigen Bronzegießern ein hohes Maß an Wissen, Technik und Erfahrung mit dem Werkstoff Bronze ab. Der Fund dieser Gussform läßt darauf schließen, dass auf dem Bullenheimer Berg mit einer ortsansässigen Bronzegießerei zu rechnen ist, in der u.a. oberständige Lappenbeile mit Öse hergestellt worden sind. Es ist auszuschließen, dass es sich um einen Verlustfund oder um ein Handwerkerdepot handelt. Vielleicht hatte man einem urnenfelderzeitlichen Hephaistos, einem Gott der Schmiede, geopfert oder ein Bronzegießer hatte eine seiner wertvollsten Handwerksgeräte, seine Gussform, für einen besonderen Anlass als Gabe an die Götter niedergelegt.

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Archäologische Staatssammlung München

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