Thüringische Schale

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Thüringen und Franken – heute trennt diese deutschen Landschaften eine lineare Grenze, die zugleich den nördlichen Saum des Freistaats Bayern bildet. Um das Jahr 500 reichte das Königreich der Thoringi weit über den Thüringer Wald hinaus nach Süden, bis in den Raum des Maindreiecks und das Gebiet um Bamberg. Einige frühe Ortsnamen mit der Endung auf »-leben« zeugen davon noch heute, etwa Zeuzleben südwestlich von Schweinfurt. Dort konnte zwischen 1983 und 1985 ein außergewöhnliches Gräberfeld des 6. Jahrhunderts ausgegraben werden. Nicht nur die größte frühmittelalterliche Grabanlage, die wir bislang aus Süddeutschland kennen, stand dort – ein zweigeschossiges Grabhaus mit vierrädrigem Wagen, worauf eine vornehme Tote gebettet war, sondern auch zahlreiche Tiergräber gehörtem zum Gräberfeld: vier Hunde- und 15 Pferdegräber. Bei den Verstorbenen von Zeuzleben entdeckte man die zahlenmäßig größte Menge an Beigaben, die je in einem Gräberfeld der Merowingerzeit festgestellt wurde: Speisen, Reitzubehör, Waffen und Schmuck. Als thüringisch gelten einige Tongefäße. Diese sind von Hand geformt, schwarzbraun gebrannt und am Bauch mit schrägen Riefen oder Rillen verziert. Während in den ältesten Gräbern diese Gefäße vorkommen – die ihre besten Vergleichsstücke aus den Landschaften zwischen Thüringer Wald, Harz und Elbe besitzen –, favorisierte schon die zweite Generation zunehmend Waren aus dem Westen, woher die neuen Machthaber am Main kamen: die Franken.

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Archäologische Staatssammlung München

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