Wappenbuch des churbayerischen Adels

Beschreibung

Das zweibändige Wappenbuch ist die vereinfachte Kopie eines Wappenbuchs des 17. Jahrhunderts, das auf eine verschollene Vorlage von 1560 zurückgeht. Die Handschrift beginnt mit den ganzseitigen Wappen Herzog Georgs des Reichen von Bayern-Landshut (1455 – 1503), Albrechts V. von Bayern (1528 – 1579) und Johann Jakob Fuggers (1516 – 1575). Alle weiteren Seiten enthalten je vier Abbildungen. Vereinzelt ist bei den Familien das Jahr der Ersterwähnung bzw. des Aussterbens angegeben.

Bei den Bänden handelt es sich nicht um das einzige Wappenbuch aus der Kanzlei der altbayerischen Landschaft, also der bis 1808 bestehenden Landstände des alten Herzog- und Kurfürstentums Bayern. Beide Bände enthalten den Vermerk, dass sie 1808 – also im Jahr der Aufhebung der Landschaft – durch den Hof- und Landherold sowie Wappenzensor Kajetan Stürzer (1769 – 1830) verbessert worden seien.

Herolde waren seit dem Mittelalter nicht nur für die zeremonielle Ankündigung höfischer Feste und weiterer Botendienste zuständig, sondern auch für das offizielle Wappenwesen eines Territoriums oder einer Gemeinschaft. In Bayern gab es seit 1773 einen institutionalisierten Hof- und Landherold sowie Wappenzensor, der Wappen von Personen prüfte, die in den Adelsstand erhoben worden waren. 1808 wurde im Königreich Bayern das Adelsrecht reformiert. Adelige mussten nun ihren Stand und Titel legitimieren und sich in die Adelsmatrikel eintragen lassen. Diese Aufgabe wurde dem seit 1802 amtierenden Hof- und Landherold Kajetan Stürzer (1769 – 1830) übertragen und noch 1808 ein eigenes Reichsheroldenamt eingerichtet, das bis 1825 bestand und dann unter dem Dach des Ministeriums des Königlichen Hauses und des Äußern bis 1918 fortgeführt wurde. Um seine Aufgaben wahrzunehmen, erhielt das neue Amt noch 1808 staats- und adelsrechtliche Literatur. Stürzer wurde 1808 zweiter und war ab 1815 bis zu seinem Tod 1830 (erster) Reichsherold. Die zweibändige Wappenhandschrift wird seit Ende der 1820er Jahre in der Bayerischen Staatsbibliothek verwahrt.