Archiv der Zwanglosen Gesellschaft

Beschreibung

Die „Zwanglose Gesellschaft“, auch „Gesellschaft der Zwanglosen“ genannt, wurde 1837 von Franz von Elsholtz (1791 – 1872), Apollonius von Maltitz (1795 – 1870) und Friedrich August Freiherrn von Zu Rhein (1802 – 1870) in München gegründet.

Elsholtz war preußischer Offizier und coburgisch-gothaischer Legationsrat, zugleich Verfasser damals gern gespielter und sogar von Goethe geschätzter Lustspiele. Von Maltitz wirkte bis 1841 als russischer Diplomat in München, danach in Weimar. Auch er dichtete Lyrik, Dramen und Romane, die unter seinen Zeitgenossen bekannt waren. Freiherr von Zu Rhein war als hoher bayerischer Verwaltungsbeamter in verschiedenen Ämtern tätig.

Erklärtes Ziel der bis heute bestehenden Gesellschaft ist es, dass sich die Mitglieder einmal in der Woche zwanglos versammeln, also je nach zeitlichen Möglichkeiten und unter Verzicht auf bürgerlich-akademische und adelige Titulaturen und Förmlichkeiten. Die einzige Verpflichtung besteht darin, dass jedes Mitglied mindestens einmal im Monat einen Vortrag über ein interessantes oder ausgefallenes Thema unter einem neuen Blickwinkel hält, und dies in möglichst witziger Form. Daneben wurden seit jeher heitere Feste zu besonderen Anlässen gefeiert.

Die „Zwanglose Gesellschaft“, entwickelte sich bald zu einem Kristallisationspunkt der geistigen und gesellschaftlichen Elite Münchens. Anfangs eine Gesellschaft der Dichter und Schriftsteller, gehörten ihr seit 1854 auch Künstler, Musiker, Wissenschaftler, Ärzte und Juristen an.

Berühmte Mitglieder im 19. Jahrhundert waren unter anderem der Hofmusikintendant, Schriftsteller, Komponist und Maler Franz Graf von Pocci (1807 – 1876), der viele Karikaturen der Mitglieder zeichnete, der Mineraloge und Schriftsteller Franz von Kobell (1803 – 1882), der Naturforscher, Botaniker und Ethnograph Carl Friedrich Philipp von Martius (1794 – 1868), der Sinologe Karl Friedrich Neumann (1793 – 1870), der Germanist und bayerische Sprachforscher Johann Andreas Schmeller (1785 – 1852), der Kunsthistoriker und Direktor des Bayerischen Nationalmuseums, Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck (1811 – 1903) oder Jean Pauls Schwiegersohn, der Maler, Kunsthistoriker und Dichter Ernst Förster (1800 – 1885), der bis zu seinem Tod in den Aktivitäten der Gesellschaft eine zentrale Rolle einnahm.

Auch die nach München berufenen norddeutschen Dichter und Wissenschaftler – die sogenannten „Nordlichter“ – waren zahlreich vertreten, darunter die Dichter Emanuel Geibel (1815 – 1884) und Paul Heyse (1830 – 1914), der Historiker Heinrich von Sybel (1817 – 1895), der Chemiker Justus von Liebig (1803 – 1873) und der Begründer der humanistischen Bildung in Bayern Friedrich Thiersch (1784 – 1860).

Die beiden Bände des Archivs der Zwanglosen für die Jahre 1855 – 1858 und 1862 – 1868 entstanden durch die Sammlungstätigkeit Franz von Poccis. Sie enthalten Dokumente zur Geschichte der Gesellschaft, literarischen Erzeugnisse, die zu den Festen entstanden, sowie zahlreiche von Pocci zu diesen Anlässen gezeichneten Karikaturen.

Literatur

Zwanglose Gesellschaft: Statuten und Geschäftsführung der Zwanglosen Gesellschaft Beschlossen in der Generalversammlung vom 22. Febr. 1866, München 1866.

Zwanglose Gesellschaft (Hg.): Hundertfünfzig Jahre Zwanglose Gesellschaft München 1837 – 1987, München, 1987.

Sigrid von Moisy, Franz Graf von Pocci (1807 – 1876): Schriftsteller, Zeichner, Komponist unter drei Königen, München 2007.

Gustav Rohmer, Die Zwanglose Gesellschaft in München 1837 – 1937, München 1937.

Paul Heyse: Münchner Dichterfürst im bürgerlichen Zeitalter. Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek 23. Januar bis 11. April 1981, München 1981.

Werke in diesem Angebot

Archiv der Zwanglosen, Bd. 4: 1855 - 1858 - BSB Cgm 8026(4

1855 - 1858
  • München

Archiv der Zwanglosen, Bd. 6: 1862 - 1866 - BSB Cgm 8026(6

1862 - 1866
  • München

Bayerische Staatsbibliothek