Martin Luther an Lazarus Spengler; Coburg, 1.10.1530 (Kunstsammlungen der Veste Coburg, A.III,383,(1),12)

Am 1. Oktober 1530 berichtet Martin Luther (1483-1546) von der Veste Corburg aus dem Nürnberger Ratsschreiber Lazarus Spengler (1479-1534), dass ihm Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg (1497-1546, Herzog 1521-1546) den Augsburger Reichstagsabschied mündlich und schriftlich mitgeteilt habe.

Kaiser Karl V. (röm.-dt. König 1519-1556, Kaiser seit 1530) hatte am 20. Juni 1530 den Reichstag eröffnet; Hauptthemen waren die Abwehr der Türken und die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit. Am 25. Juni übergaben evangelische Reichsstände das hauptsächlich von Philipp Melanchthon (1497-1560) ausgearbeitete Augsburger Bekenntnis ("Confessio Augustana"). Als Reaktion darauf verfasste die katholische Seite die „Confutatio Confessionis Augustanae“. Die anschließenden Vergleichsgespräche in Ausschüssen konnten keine Einigkeit erzielen.

Daraufhin beschloss der Kaiser, dass ein Konzil die Glaubensfrage entscheiden sollte. Ferner besagte der erste Entwurf eines Reichstagsabschieds vom 22. September, auf den Luther in diesem Schreiben Bezug nimmt, dass die "Confessio Augustana" durch die "Confutatio" widerlegt sei. Den Protestanten wurde für ihre Unterwerfung eine Bedenkzeit bis April 1531 gewährt.

Luther vergleicht in dem hier gezeigten Brief an Spengler den Abschied mit dem närrischen Toben der Heiden gegen Gott (Psalm 2): „Und wie solt odder kund es auch anders geraten, wo man widder Gottes offentliche weisheit tobet, denn das sie Gott schenden und verspotten mus, wie der 2. ps[alm] singet?“

Am 1. Oktober 1530 trafen Kurfürst Johann von Sachsen (1468-1532, Kurfürst 1525-1532) und die Wittenberger Theologen in Coburg ein. Drei Tage später trat Luther mit ihnen die Heimreise nach Wittenberg an.

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