Großes Tucherbuch

StadtAN, E29/III, 258
Das Große Tucherbuch, 1542/1590–1606

Das Große Tucherbuch ist das vielleicht prachtvollste und kulturhistorisch wichtigste Exemplar seiner Gattung. Als repräsentatives Geschlechterbuch steht es in einer Tradition, welche die Patrizierfamilien der Reichsstädte Augsburg, Frankfurt und Nürnberg seit dem 14. Jahrhundert begründeten und vor allem im 16. und 17. Jahrhundert zur Blüte brachten.

1542 beauftragten die Tucher den Humanisten Dr. Christoph II. Scheurl, dessen Mutter Helena eine geborene Tucherin war, mit der Ausarbeitung eines Geschlechterbuchs. Scheurls Manuskript wurde mehrfach in jeweils aktualisierter, repräsentativer oder einfacherer Form abgeschrieben (z.B. das Kleine Tucherbuch von 1572–1829: TKS, Bu 001).

Das vorliegende Prunkexemplar aus Pergament wurde 1590 von Herdegen IV. Tucher als Administrator der Dr. Lorenz Tucher’schen Stiftung in Auftrag gegeben und 1606 (letzter Eintrag) fertiggestellt; seine Kosten betrugen 2.198 Gulden. Hergestellt wurde es von führenden Malern, Schreibmeistern und Goldschmieden Nürnbergs. Das Tucherbuch enthält nach mehreren Registern und Vorreden die Stammbäume der Familie, geordnet nach Generationen und Linien. Hierbei bekommt jeder männliche Tucher, der selbst Kinder hatte, eine ganzseitige Miniatur (mit Ehefrau/-en), eine Kurzbiografie und Angaben zu seinen Kindern. Töchter und kinderlose Söhne werden im Rahmen des Kinderverzeichnisses ihres Vaters abgehandelt und erhalten nur in bestimmten Fällen eine meist kleinere Miniatur.

Horst-Dieter Beyerstedt