Schloss Linderhof: Entstehung
Neben dem durch Kindheitserlebnisse vertrauten Schwangau lernte Ludwig II. schon als Kronprinz das Graswangtal kennen. Er hielt sich zunehmend öfter hier auf und bewohnte dann stets das von seinem Vater ausgebaute "Königshäuschen", ein Zuhaus des alten Linderhofes, wie der Bühnenmaler Christian Jank (1833-1889) ihn zeichnerisch überliefert hat.
Anfang 1869 ließ Ludwig II. die Räume des "Königshäuschens" in einfacher Form neu ausstatten. Im Frühherbst 1870 verlangte er einen "kleinen Rococoanbau" nach Osten in Höhe des 1. OG an das Wohnzimmer: die Räume "Blaues Kabinett", "Speisezimmer" und "Rosa Kabinett" entstanden. Der Anbau war soeben fertig errichtet (November 1870), als der Bauherr eine wesentliche Erweiterung verlangte: der dreiräumige Anbau sollte in gleicher Gestalt auf der Westseite wiederholt werden: das "Gelbe Kabinett", das "Audienzzimmer" und das "Lila Kabinett" entstanden.
Die neuen Trakte waren außen holzverschalt. Dann wurde das "Königshäuschen" abgetragen und an seiner Stelle drei neue Räume angebaut, "Spiegelsaal" und die beiden "Gobelinzimmer", ferner nach Norden das "Schlafzimmer" angefügt. Ab dann, im Laufe von 1872, wurde eine Ummantelung des hölzernen Ständerbaues in Massivbauweise errichtet und damit auch die sehr aufwändigen und repräsentativen Fassaden, die das äußere Erscheinungsbild dieses Gebäudes ins völlige Gegenteil zum bisherigen kehren sollten: vom "Almhüttenbau" (interne Benennung der Ausführenden) zum Herrschersitz.
Uwe Gerd Schatz