Die Münchner Au

1908 gibt Franz Zell das Buch "Volkstümliche Bauweise in der Au bei München" heraus, inklusive Zusatzkapitel "Altmünchener Tanzplätze". Zell wurde in der seit 1854 eingemeindeten Münchner Au geboren und wuchs dort auf. Das Buch kann auch als Reminiszenz an seine Kindheit und Jugend gesehen werden.

Gewidmet hat Zell das Werk Freiherrn Theodor von Cramer-Klett (1874-1938). Für ihn entwarf er 1908 ein Schulhaus in Stein bei Aschau. Einige Jahre später baute er für Cramer-Klett in Aschau das Burghotel und ein Forsthaus.

Der Zweck dieses Buches ist für Franz Zell konservatorischer Art und ein emotionaler Rückblick. Die schon damals dem Abriss preisgegebenen Herbergen sollten wenigstens im Bild erhalten bleiben. Die Au, so schreibt der Architekt "… ist schon längst von den Riesenarmen der Grossstadt umklammert, mächtige Zinshäuser, die an Ungemütlichkeit und Geschmacklosigkeit nichts zu wünschen übrig lassen, und in denen für eine Wohnung mehr an Zins in einem Monat bezahlt werden, als in den früheren Herbergen für das ganze Jahr, sind an Stelle der Behaglichkeit und des gemütlichen Wohnens getreten."

Zell sieht in den abgebildeten Wohnhäusern keine herausragende Architektur im gestalterischen Sinn. Dafür verweist er auf die gelungene Lösung von Aufgabe und Anforderung, nämlich Häuser für "kleine Leute" zu schaffen.

Michaela Thomas