Schulhaus in Stein bei Aschau

Franz Zell schreibt 1906 in seinem Artikel zum "Schulhausbau auf dem Lande", dass der "Versuch geglückt" sei, wenn "die Schulzimmer hohe grosse Fenster haben, die Lehrerwohnung dagegen kleinere, mehr in die Breite gehend, und bringen dadurch das behagliche, gemütliche Wohnen zum Ausdruck […]". In Stein setzte Zell das um.

Das kleine Schulhaus, für den Einklassen-Unterricht geplant, fällt auf. Der schlichte, rechteckige Bau wird aufgebrochen durch eine quergelagerte Kapelle und Arkadenbögen. Die Arkaden öffnen eine Vorhalle zu Schulsaal und Kapelle.

Im Erdgeschoss ist der Schulsaal mit seinen großen Fenstern, im Obergeschoss die Wohnung des Lehrers. Dort sind die Fenster deutlich kleiner konzipiert. Ein zierlicher Mittelerker gliedert im Obergeschoss die Giebelseite und ist Ausdruck der geforderten "Behaglichkeit" des Wohnens.

Das Schulhaus mit einer Kapelle zu ergänzen, war der ausdrückliche Wunsch des Bauherrn Cramer-Klett. Aus diesem Grund finanzierte Freiherr von Cramer-Klett den gesamten Schulhausbau. Für die Kapelle verwendet Zell geschwungene Fensterformen: Ovale für die Kapelle, herzförmige für die Sakristei. Dazu kommt der geschweifte Türbogen des Eingangs.

Das Spiel mit den historisierenden Formen der Arkaden, des Erkers und dem geschweiften Türbogen fließt hier zusammen mit den funktionalen Anforderungen einer Schule. Das Schulhaus in Stein entspricht Zells Ansprüchen und seiner Idee vom Heimatstil.

Michaela Thomas