Historistischer Stil

In seinen Möbelentwürfen beweist Zell, dass er alle historischen Stilarten den Vorgaben, Gegebenheiten und dem Zeitgeschmack anpassen kann.

Diese Entwürfe in all ihren Stil- und Spielarten beschreibt Bärbel Kleindorfer-Marx ausführlich in ihrem 1996 erschienen Buch "Volkskunst als Stil. Entwürfe von Franz Zell für die Chamer Möbelfabrik Schoyerer, Schriften des Regensburger Vereins für Volkskunde Band 12".

Seine historistischen Entwürfe für Büffets und Speisezimmermöbel zeigen gotische Motive wie Spitzbögen, Maßwerk und geschnitzte Wappenschilde. An den Eckschrägen finden sich geschnitzt Blattranken und Gesimsleisten in der Art von Zinnen. Es sind Entwürfe, die entsprechend des Zeitgeschmacks Ritterromantik und "altdeutsche" Stimmung anklingen lassen: Blank geputztes Zinngeschirr und Schenkkannen stehen auf den Büfetts, Deckelpokale und Kelchgläser schmücken die Humpenbretter, Ahnenporträts, ausgestopfte Wappenvögel und Schiffsmodelle hängen an den Wänden.

Schwere Sofas sind von Zinnen gekrönt. Die Polsterbank bekommt einen Überbau mit Vorhang, ein Brett für Bierkrüge und einen Rahmen für Gemälde. Der Rahmen des Sofas wird betont mit Blattranken, die in der Ausführung vermutlich geschnitzt werden. Der Bezugsstoff ist rot gemustert. Die aquarellierte Bleistiftskizze zeigt Vorder- und Seitenansicht des "Diwans", der vor einer Wandvertäfelung steht. Das Sofa, auch Diwan genannt, mit Rücklehne kommt erst im 19. Jahrhundert auf und wird mit der Industrialisierung zum Massenprodukt.

Michaela Thomas