Bischöfe und die Regensburger Juden

Die Beziehungen der jüdischen Gemeinde Regensburgs zu den Regensburger Bischöfen sind unklar. Bekannt ist, dass die Juden der Stadt von 1233 bis 1519 eine jährliche Steuer in Höhe von 30 Pfund an den Bischof zahlten. Auch Bischöfe tätigten Geschäfte mit den jüdischen Regensburgern, wie das folgende Beispiel zeigt.

Das hier gezeigte Kreuz wurde nach 1261 möglicherweise zur Krönung des böhmischen Königs Ottokar II. Přemysl (gest. 1278) angefertigt: Daher trägt es seinen Namen – Ottokarkreuz. Die technischen Besonderheiten, der Stil und die Qualität stellen eine enge Verbindung zur hohen Pariser Goldschmiedekunst her. In dem Reliquiar soll sich ein Stück des Kreuzes Jesu Christi befinden.

Das Ottokarkreuz ging nach dem Tod Ottokars an seinen Nachfolger König Wenzel II. (gest. 1305) und anschließend an dessen Tochter Herzogin Anna (gest. 1313). Sie war die Gemahlin Herzog Heinrichs von Kärnten (gest. 1335). Herzogin Anna hatte das Kreuz zusammen mit anderen Kleinodien wohl 1310 an den jüdischen Bankier Nikolaus von Turri aus Prag verpfändet. Dieser hat das Reliquiar an jüdische Kaufleute aus Regensburg weiterverpfändet.

Kurz nach seiner Wahl zum Regensburger Bischof erlangte Nikolaus von Ybbs (1313-1340) als Protonotar und Sekretär König Johanns von Böhmen (gest. 1346) von diesem die Erlaubnis, das Ottokarkreuz und damit den berühmtesten Pfandgegenstand auszulösen, der sich je im Besitz jüdischer Geldleiher in Regensburg befunden hatte. Die nebenstehende Urkunde belegt diese Erlaubnis. Heute befindet sich das Ottokarkreuz noch immer im Regensburger Domschatz.

Bischof Nikolaus von Ybbs war nicht der ursprüngliche Geschäftspartner, aber derjenige, der dieses besondere, wertvolle und heilige Pfand von den Regensburger Juden auslöste. Er war auch der Bischof, der den Juden in Ober- und Niederbayern erlaubte, ihre Toten zollfrei zu Wasser und zu Land auf den jüdischen Friedhof nach Regensburg zu bringen.