Urkunden des Stadtarchivs Straubing

Das Stadtarchiv Straubing verfügt über einen Bestand von ca. 1.400 Urkunden, von denen 636 Stück im Zeitraum von 1311 bis 1536 datiert sind. Sie dokumentieren auf beispielhafte Weise Regierung, Verwaltung, Wirtschaft, Gesellschaft, Religion und Alltagsleben einer mittelalterlichen Stadt.

Straubing, dessen "Neustadt" 1218 von Herzog Ludwig I. (1174-1231) gegründet wurde, entwickelte sich zu einem wichtigen Standort der Wittelsbacher in Niederbayern und war von 1353 bis 1425 sogar Residenzstadt des Herzogtums Bayern-Straubing-Holland. Außerdem entwickelte sich die Stadt zu einem Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum für einen Großteil Niederbayerns, insbesondere des Gäubodens und des Vorderen Bayerischen Waldes. Seit 1506 war sie Sitz des Rentamtes Straubing.

Die Urkunden bieten eine Vielfalt an formalen und inhaltlichen Informationen. Äußerlich unterschiedliche Typen der Beurkundung werden anschaulich dargestellt und bieten Einblicke in Schriftentwicklung und Siegelkunde. Die Inhalte der Urkunden wiederum zeigen beispielhaft das bunte Spektrum des mittelalterlichen Stadtlebens: Die bayerischen Herzöge verleihen Rechte und bestätigen Privilegien; Bürger erwerben oder verkaufen Grund und Boden, verfassen Testamente und stiften an Klöster, Kirchen und Spitäler; Ratsherren bezeugen Rechtsgeschäfte, schlichten Streit, verwalten Spitäler und Stiftungen und kümmern sich um Handwerksfragen; Päpste, Bischöfe, Äbte und Pfarrer bestätigen Stiftungen usw.

Aus den Urkunden wird auch die Verflechtung der bayerischen Territorien ersichtlich, unter anderem, weil die Geschichte Straubings im Mittelalter von einer besonderen Machtkonstellation geprägt war: Der Herzog trat als Stadtherr und das Augsburger Domkapitel, das 1029 vom Augsburger Bischof das "Königsgut Strupinga" erhalten hatte, als Grundherr auf. Für die nach immer mehr Selbstverwaltung strebende Bürgerschaft begann mit dem Erwerb der Grundrechte Anfang 1536 eine "neue Zeit".
Auf europäischer Ebene belegen die Urkunden die Ära des Herzogtums Bayern-Straubing-Holland und damit die gemeinsame Verwaltung von zwei weit auseinandergelegenen Herrschaftsgebieten. Besonders interessant ist hier ein Vergleich mit entsprechenden Urkunden aus niederländischen Stadtarchiven.

Für 550 der Urkunden liegen Regesten vor (veröffentlicht in: Solleder, Fridolin [Bearb.], Urkundenbuch der Stadt Straubing, Straubing 1911-1918, S. 150-544, Nr. 144-813).

Die Teilsammlungen zu "Urkunden des Stadtarchivs Straubing" in bavarikon

>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Stadtarchivs Straubing.