Bruderschaften in der Pfarrei

Den umfangreichsten Teilbestand bildet das Archiv der Corporis Christi-Bruderschaft, die bereits 1430 als Bruderschaft für Priester gegründet wurde. 1613 erfuhr die Bruderschaft eine Erweiterung ihres Wirkungskreises, als ihr die Verwaltung einer neu gegründeten Stiftung übertragen wurde. Deren Hauptzweck bestand darin, "arme Kranke" mit Arznei zu versorgen, Arztkosten zu bezahlen oder vorzustrecken sowie Besuchsdienste zu leisten (StadtA WS, I2b170). Außerdem zahlte die Stiftung auch Schulgeld für arme Kinder. Die Corporis Christi-Bruderschaft war zudem Hauptorganisatorin und Veranstalterin der Fronleichnamsprozession (u.a. StadtA WS, I2b228), der Karfreitagsprozession und von Wallfahrten. Die Bruderschaft wies eine ausgeprägte Verwaltungsstruktur auf: Ab 1652 stellte sie zwei weltlichen Verwaltern aus dem Rat der Stadt einen geistlichen aus ihren eigenen Reihen gegenüber. Die Bruderschaft besaß ein eigenes Archiv, das sie auch als solches bezeichnete. In den Statuten wird ausdrücklich erwähnt, dass der Sekretär auf die schriftlichen Unterlagen achtgeben solle, sodass nichts verloren gehe. Hierin liegt wohl auch begründet, dass der Bestand vergleichsweise umfangreich überliefert ist.

Die berufsständischen sowie weiteren Bruderschaften in der Pfarrei übten hauptsächlich kirchliche Zwecke aus: So gab es die berufsständische Bruderschaft der Salzsender; die Allerseelen-Bruderschaft sorgte für die Schülerzeche; Sebastiani war eine Schützenbruderschaft, St. Katharina die Handelsleutebruderschaft der Kramer und Fragner. Die St. Floriani-Bruderschaft führte Jahrtage und Prozessionen (z.B. Karfreitag, Fronleichnam) durch; die Unbefleckte Empfängnis-Bruderschaft war für die Titularfeste und Hauptjahrstage am 8. Dezember sowie weitere Gottesdienste, Wallfahrten und Kreuzgänge zuständig. Schließlich gab es noch die Schiffleutbruderschaft St. Nikolai sowie die Bruderschaft der Bäckerknechte. Für die berufsständisch geprägten (Gebets-)Bruderschaften ist grundsätzlich eine verteilte Überlieferung zusammen mit dem Archivgut der entsprechenden weltlichen zünftischen Berufsverbünde festzustellen.

>> Diese Sammlung ist ein Teil der Sammlung "Stiftungsarchiv" im Bestand des "Stadtarchivs Wasserburg am Inn".