Fremdprovenienzen aus dem alten Archiv

Bestandsgeschichte/Provenienzrekonstruktion

In dieser Gruppe wird die frühere Sammlungstätigkeit der Stadt Wasserburg zu ihrer eigenen Geschichte offenbar, welche heute im Bestand "Privates Archivgut/Sammlungsbestände" (vgl. Bestand VI Sammlungen) ihre Fortsetzung findet.

Die Sammlungen, welche dem Alten Archiv der Stadt einverleibt waren, stehen zum Teil in enger Verbindung mit dem Archivgut der Trefferliste Geschichtsschreibung, Chroniken, Familiengeschichte, Altertümer.

Die Herausforderung bei diesem Bestand ist, dass dieser im Alten Archiv der Stadt in Vermischung mit städtischen Unterlagen verteilt lagerte. Da Nachweise zum Erwerb oder Hinweise der ursprünglichen Übereignung dieser fremden, nicht-städtischen Provenienzen an die Stadt in der Regel nicht vorhanden sind, mussten Provenienzkontexte direkt aus dem Schriftgut (z.B. aus Absender-Empfänger-Beziehungen) geschlossen werden – eine Arbeit, die nicht abgeschlossen ist.

Die meisten Erwerbungen stammen wohl aus dem 19./20. Jahrhundert, hierunter sind Ankäufe des Historischen Vereins oder Abgaben von privater Hand an die Stadt in einigen Fällen auch unmissverständlich transparent. Ebenso können die nebenamtlichen Bearbeiter des Archivs (Joseph Frankenberger, Joseph Heiserer, Kaspar Brunhuber, Christoph Schnepf, Josef Kirmayer, Willi Ernst und Dr. Martin Geiger) als Sammler angenommen oder nachgewiesen werden. Im Jahr 1976 wurde zuletzt eine private Übereignung dem Alten Archiv der Stadt zugeordnet (Nachlass des Apothekers Anton Palmano, StadtA WS, I3-287).

Inhalte

Einen großen Teil des Akten- und Urkundenbestandes machen zünftische Überlieferungen aus (z.B. Hutmacher StadtA WS, I3-56), die im Unterschied zur städtischen Überlieferung der Aufsicht über die Zünfte aus deren Selbstverwaltung erwachsen sind und nach 1913 durch den Historischen Verein Wasserburg erworben wurden. Aus privaten Sammlungen wie der des Bürgermeisters Christoph Schnepf aus dem 19. Jahrhundert stammt eine Urkundensammlung, darunter etwa päpstliche Breven (StadtA WS, I3-384). Vermutlich staatlicher Herkunft ist ein ausführlicher Akt des Rentamts Wasserburg über die Säkularisation des Klosters Attel sowie eine Zeugenaussage über Requirierungen französischer Soldaten in Wasserburg im Jahr 1800. Aus der landesherrlichen Finanzverwaltung stammt ferner ein Akt mit Berichten des Landgerichts- und Kastengegenschreibers.

Aus dem Besitz privater Familien stammen vielfältige Dokumente, als umfangreichster Bestand sei auf die Sammlungen zur Familie Gerbl verwiesen (u.a. StadtA WS, I3-268).

Als besonders schöne und wichtige Quellen für die Heraldik sind die Reise- und Wappenbücher der Familien Wiemayr und Surauer anzuführen (StadtA WS, I3-9, I3-10 und I3-12).

Laufzeiten

Die ältesten Archivalien privater Herkunft gehen bis um das Jahr 1430 zurück (Privatbriefe der Kaufleute Fröschl, StadtA WS, I3-5). Ca. 80 % des Bestands stammen aus der Frühen Neuzeit. Im Gegensatz zum amtlichen Archivgut des Alten Archivs (Laufzeit in der Regel bis ~1808) reichen die Sammlungen weit in das 19. Jahrhundert, wenige Stücke auch in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein.

>> Diese Sammlung ist ein Teil der Sammlung "Bestand I. Altes Archiv „Kommunalarchiv“ und „Stiftungsarchiv“ (Archive der Rats- bzw. Magistratsverwaltung mit Kirchen- und Stiftungsverwaltung 14.-19. Jh.)" im Bestand des "Stadtarchivs Wasserburg am Inn".