Maßgeschichte(n)

Auf dem Oktoberfest und in den bayerischen Biergärten trinkt man Bier aus gläsernen Maßkrügen. Sie ersetzen seit den 1970er-Jahren – teilweise auch schon länger – Steinkrüge mit oder ohne Zinndeckel. Im ausklingenden 19. Jahrhundert bürgerte sich für die deckellose Variante die Bezeichnung "Keferloher" ein, nach einem Ort im Osten von München. Auf der Oidn Wiesn gibt es seit 2010 wieder Steingutkrüge.

Doch woher stammt eigentlich der Ausdruck "Maß"? Bayern hatte Anfang des 19. Jahrhunderts große Territorien in Franken und Schwaben hinzugewonnen und 1806 seine Erhebung zum Königreich feiern können. König Max Joseph (1756-1825) und sein leitender Minister Maximilian Graf Montgelas (1759-1838) bauten das Land zu einem zentralistisch geführten Verwaltungsstaat um. Im Zuge dessen sollten auch die über 90 verschiedenen Maßeinheiten für Flüssigkeiten vereinheitlicht werden. Dafür wählte man das "Münchner Maß" mit einem Volumen von 1,069 Litern aus.

Ob Wirte korrekte Schankgefäße benutzten, konnten Prüfer mithilfe von Messzylindern feststellen. Der hier gezeigte, 1809 aus Kupfer und Messing gefertigte Krug, trägt die Aufschrift "BAIER. MAAS." Die bayerische Regierung verschickte diese sog. Muttermaße als Vorlagen für geeichte Messgeräte an die Behörden vor Ort. Dadurch, dass diese Prüfgefäße sehr oft beim Ausschank eingesetzt wurden, entwickelten sich die Begriffe des "Maßkrugs" und der "Maß Bier". Als 1871 das Deutsche Reich gegründet wurde, entschied man sich schließlich für den aus 1000 ml bestehenden "Liter" als Normmaß.

Steinzeugkrüge mit zylindrischer Form setzten sich in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Bayern durch. Der früheste bildliche Nachweis ihres Einsatzes auf dem Oktoberfest stammt von 1830. Produziert wurden sie seit der Industrialisierung allerdings vor allem im Westerwald.

Matthias Bader