Ritual- und Alltagsobjekte aus der Sammlung des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben
Das Sammlungsinteresse des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben (JMAS) gilt in erster Linie Ritualobjekten und Alltagsgegenständen, die die soziokulturelle Entwicklung der jüdischen Bevölkerung im Gebiet des heutigen Bayerisch-Schwaben erzählen. Objekte, die in Bezug zur jüdischen Tradition stehen, werden auch als 'Judaica' bezeichnet.
Den Grundstock der Judaica in der Sammlung des JMAS bilden Ritualobjekte aus Bayerisch-Schwaben, die nach dem Zweiten Weltkrieg an die sich neu konstituierende Israelitische Kultusgemeinde in Augsburg übereignet wurden. Darauf verweist ein überliefertes Verzeichnis der Städtischen Kunstsammlungen Augsburg, nach welchem die Jüdische Gemeinde Augsburg bereits 1945 87 Ritualobjekte aus ihrem früheren Besitz zurückerhielt. Der damalige Direktor der Städtischen Kunstsammlungen, Dr. Hans R. Weihrauch (1909-1980), hatte 1939 knapp 100 silberne Kultgeräte erworben, sie in den Bestand des Museums integrierte und dort bis zur Rückgabe nach Kriegsende verwahrt. Einige der zurückgegebenen Objekte wurden vom späteren Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg Julius Spokojny (1923-1996) 1984 in die von ihm mitbegründete Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben eingebracht. In Trägerschaft der Stiftung wurde 1985 das Jüdische Kulturmuseum Augsburg-Schwaben eröffnet, dem seither der Erhalt und die Erforschung der Objekte obliegen.
Zum Sammlungsbereich der Ritualobjekte gehören unter anderem Tora-Schilder (hebr. Sg. Tas), die aus den ehemaligen Jüdischen Landgemeinden Bayerisch-Schwabens stammen und vom 18. bis zum 19. Jahrhundert überwiegend von Augsburger und Nürnberger Silber- und Goldschmieden gefertigt wurden. Darüber hinaus befinden sich 45 Ritual- und Kultobjekte aus der Judaica-Sammlung des Bayerischen Nationalmuseums (BNM) in der Sammlung des JMAS. Sie wurden dem Museum 1985 zunächst als zeitlich befristete Leihgaben zur Verfügung gestellt und 1996 in Dauerleihgaben umgewandelt. Zu diesem Bestand gehören etwa Schabbat- und Chanukka-Leuchter oder Hochzeitsringe, sowie elf Tora-Wimpel (hebr. Mappot). Letztere gehören wie auch die Tora-Schilder zum Schmuck der Tora.
Die Alltagsgegenstände in der Sammlung des JMAS bieten vielfältige Einblicke in die soziokulturelle Entwicklung der jüdischen Bevölkerung Augsburgs und der umliegenden jüdischen Landgemeinden. Viele dieser Sammlungsobjekte erinnern an die Entrechtung, Verfolgung und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden. So auch der Rucksack des Textilunternehmers Ludwig Ruppin (geb. 1888), den er bei sich trug, als er im Februar 1945 von Augsburg nach Theresienstadt deportiert wurde.
Diese Sammlung befindet sich im Aufbau und wird laufend um neue Inhalte ergänzt.
>> Diese Sammlung ist ein Bestand "Bayerischen Nationalmuseums" und des "Jüdischen Museums Augsburg Schwaben".